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Verfasst von: Teresa Kreizinger
Aktualisiert am: 11.07.2023
Verfasst am: 16.09.2021
Lesezeit: Min.

Sandwich Feedback

Kritik wird, fälschlicherweise, oft als negativ eingestuft. Geschuldet ist das jedoch oft der falschen Übermittlung, die für viele verletzend oder harsch wirken kann und sogar manchmal Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter demotiviert, wenn sie diese von der Chefin oder dem Chef erhalten. Eine Methode, die sich deswegen entwickelt hat und oft Anwendung findet, ist das Sandwich Feedback.

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Dabei handelt es sich übrigens nicht um ein Brötchen, dass man während der Kritik als Trost verspeisen darf. 😉 Vielmehr ist es eine Technik, um klare, härtere Worte in ein weiches Sandwich-Brötchen zu verpacken. Man beginnt also mit weichen Worten, als Füllung folgt die Kritik und vollendet wird das ganze wieder mit lobenden Worten. Klingt super? Wir zeigen dir, warum das Sandwich Feedback sowohl die Senderin bzw. den Sender, als auch die Empfängerin oder den Empfänger oft nicht sonderlich glücklich macht.

Was ist das Sandwich Feedback?

Bei der sogenannten Sandwich Methode handelt es sich um eine Feedback Form, mit der man versucht, negative Kritik in lobende, weiche und anerkennende Worte zu verpacken, damit diese bei der Person, die Kritik erhält, nicht allzu harsch ankommt. Diese Technik wird vor allem bei sensiblen Themen oder bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern angewendet, mit dem Hintergedanken, diese nicht zu demotivieren. Natürlich stimmt es auch, dass kritische Worte nicht verletzen sollen, sondern konstruktiv und im besten Fall sogar motivierend wirken sollen.

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Darum wurde versucht, mit Hilfe des Sandwich Feedback, keine Gefühle zu verletzen. Das Ziel ist, eine angenehme Gesprächsatmosphäre zu schaffen, in der sich weder Senderin bzw. Sender noch Empfängerin bzw. Empfänger angegriffen fühlen. Der theoretische Grundgedanke klingt super oder? Praktisch hinterlässt dieses Kritik-Brötchen allerdings oft einen eher fahlen Nachgeschmack. Mehr dazu erfährst du später.

Wo wird das Sandwich Feedback angewendet?

Das Sandwich mit nicht-schmackhafter Füllung findet vor allem im Berufsleben oft Anwendung. Besonders gerne wird es in Mitarbeitergesprächen verwendet, bei denen die Vorgesetzten Leistungen bewerten müssen. Da diese sowohl ehrlich ihre Meinung sagen wollen, um Fehler und dergleichen zu vermeiden, gleichzeitig aber nicht demotivieren oder verletzen wollen, packen sie ihre kritischen Worte in lobende, mildernde Worte. So soll dem negativen Feedback nicht zu viel Aufmerksamkeit geschenkt werden. Ein Beispiel könnte so aussehen:

„Sie haben in den letzten Wochen wirklich viel Ehrgeiz und Herzblut in ihr Projekt gesteckt und das sieht man auch deutlich! Leider ist bei der Präsentation ja einiges schief gegangen, was wir nun ausbessern müssen. Aber das haben Sie ja selber schon mitbekommen und da Sie so ehrgeizig sind, wird das sicher kein Problem werden.“

Gesehen? Zuerst wird der oder die Mitarbeiter*in gelobt. Dieser Teil ist das weiche Sandwich-Brötchen. Dann folgt die Kritik: Die Präsentation wurde in den Sand gesetzt. Ein eher ernüchterndes, trockenes Scheibchen Schinken, das auf das weiche, schmackhafte Brot folgt. Beendet wird dann wieder mit positiven Worten bezüglich des Charakters, also einer weichen Brotscheibe. Vielleicht ist dir das ja auch schon einmal passiert und du hast Kritik in Form der Sandwich Methode erhalten. Vielleicht erinnerst du dich ja auch noch, wie du dich danach gefühlt hast. War es für dich wirklich ein Vorteil oder ist das Sandwich Feedback vielleicht gar nicht zum Anbeißen?

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Auch in Schulen, Kindergärten und auch zu Hause wird diese Feedback Methode gerne genutzt, um eine negative Reaktion bei Kindern zu vermeiden. Hier wird befürchtet, dass dies sonst negative Auswirkungen auf die Entwicklung haben könnte. Allerdings sollte man sich auch hier die Frage stellen, ob diese Methode auch wirklich die beste Art ist, um Feedback zu geben. Warum man so nämlich Kinder sogar eher verwirren kann, erklären wir dir später noch genauer. In diesem Artikel zum Thema „Kinder loben und tadeln“ findest du außerdem noch zusätzliche Infos, wie man das Thema „Kritik“ bei Kindern am besten angehen sollte.

Auch im Alltag begegnet uns das Sandwich Feedback häufig. Zum einen wird es oft genutzt, um uns Produkte schmackhafter zu machen. Hier werden von Verkäuferinnen und Verkäufern zuerst viele Vorteile genannt, dann folgt der Preis oder eventuelle Nachteile und hierauf wieder weitere Vorteile, die jegliche Negativpunkte verschwinden lassen oder die Preise an Wichtigkeit verlieren sollen.

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Bei Seminaren, Vorträgen, Präsentationen und vielem mehr, ist es oft üblich, Kritik in Watte zu verpacken, um den oder die Vortragende nicht zu verletzen. Gut gemeint, die Umsetzung kommt allerdings meist nicht so an, wie man es sich in der Theorie denkt.

Schwachstellen der Sandwich Methode

Wie du wahrscheinlich schon vermutet hast, lassen sich bei der Anwendung der Sandwich Technik einige Nachteile erkennen, die den nett gemeinten Grundgedanken für die Empfängerin oder den Empfänger stark entwerten. So entstehen hier drei Effekte, die wir dir nur näher erklären wollen:

Verwässerung/Verharmlosung

Oft ist man in Gesprächen ein wenig in Gedanken oder passt nicht ganz auf, was einem das Gegenüber eigentlich gerade sagt. Manchmal leiden Personen auch an einer eher schlechteren selektiven Wahrnehmung und können dann in Situationen, in denen das Sandwich Feedback angewendet wird, vor lauter weichem Brötchen die trockenen Käsescheiben gar nicht mehr erkennen. So geht die Kritik in den lobenden Worten unter. Somit würde sich zum Beispiel nichts an einer Verhaltensweise ändern, die man in dem Gespräch ansprechen wollte.

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Der oder die Empfängerin wird weiterhin das Verhalten an den Tag setzen, während der Sender bzw. die Senderin verärgert sein wird, dass sein Feedback nicht angenommen wurde. Diesen Ärger lässt man dann oft am Gegenüber aus. Die beiden reden also aneinander vorbei, ohne sich einer Schuld bewusst zu sein. Das kann für beide sehr frustrierend sein und bewirkt genau das Gegenteil von dem, was eigentlich das Anliegen war. Außerdem ist ein klar geäußertes Feedback nicht nur leichter verständlich, sondern lässt dich auch ehrlich wirken und wie das Sprichwort schon sagt „Ehrlichkeit währt immer am längsten!“

Entwertung

Für diejenigen, die das Sandwich Feedback vielleicht bereits kennen oder den Hintergrund durchschauen, wird diese Art der Kritik einen sehr fahlen Beigeschmack haben. Das Lob, das vor und nach der Kritik kommt, kann nicht ernst genommen werden. Vielmehr wird es als „Mittel zum Zweck“ erkannt, also labbriges, weiches Verpackungsmaterial, das nur verwendet wird, um nicht als verletzend wahrgenommen zu werden. Kurz gesagt, viel heiße Luft. Das kann schon ziemlichen Ärger auslösen, meinst du nicht? Ehrlich gemeintes Lob, dass ohne Tadel genutzt wird, kommt hier einfach viel besser an.

Konditionierung

Du hast sicher schon einmal von der klassischen Konditionierung oder Pawlow gehört, oder? Ganz nach dem Prinzip seiner Theorie kann auch hier das Sandwich Feedback negative Reaktionen bei oftmaliger Anwendung auslösen. So können bei ausgesprochenen, lobenden Worten als sofortige Reaktion Ängste entstehen, die nur auf einen Kritikpunkt oder das große ABER warten. Ehrliches Lob ohne einen Haken? Gibt es doch nicht, oder? Diesen Effekt sich dann wieder abzugewöhnen, ist sehr schwer und funktioniert oft bedingt, da man die Situationen schon zu oft erlebt hat.

Es lassen sich nun die Nachteile des Sandwich Feedbacks wohl klar und deutlich erkennen. Warum also, findet das Sandwich Feedback immer noch viel Anwendung im Alltag, Beruf, der Schule usw.? Zum einen wird niemand gerne kritisiert. Irgendwie auch nachvollziehbar. 😉 Allerdings wird Kritik durch Lob nicht besser verträglich. Das Problem hier ist ganz klar. Konstruktives Kritisieren kann heute beinahe keiner. Viel zu oft kommt es dazu, dass entweder harsch oder total verweichlicht kritisiert wird. Sich daraus konstruktive Hilfe, um Verhalten etc. zu ändern oder zu verbessern mitzunehmen fällt natürlich schwer. Wer es also schafft, seine Kritik konstruktiv zu übermitteln, tut dem Gegenüber damit sogar einen Gefallen, denn er oder sie hilft dabei, dass man sich verbessern oder dazulernen kann.

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Oft versucht man mit Aussagen wie „XY verträgt eben keine Kritik, da konnte ich mein Anliegen nicht anders formulieren“ die Sandwich Methode zu untermauern. Allerdings vermittelt man somit dem Gegenüber, dass der oder diejenige nicht auf Augenhöhe kommunizieren möchte, sondern den anderen als unreif sieht. Natürlich führt dieses Verhalten auch zu Verärgerung, denn die Botschaft, die hier mitschwingt, ist folgendes: Du bist emotional nicht reif genug, deshalb muss ich dir mit zuckersüßen Worten die Kritik schön reden, da du das anders ja nicht vertragen würdest.“ Klingt alles andere als nett, wenn man es sich so überlegt.

Dies gilt nicht nur bei Erwachsenen, sondern auch schon bei Kindern und Jugendlichen. Wie wir dir schon erzählt haben, wird gerade im Kindesalter oft auf das Sandwich Feedback zurückgegriffen, mit dem Gedanken, das Kind so zu schützen. Aber auch Kinder reagieren mit den bereits genannten Effekten. Entweder Kritik, Feedback oder Tadel wird gar nicht gehört und verschwimmt mit dem Lob, oder das Lob wird entwertet und Kinder fürchten nur noch, dass auf dieses Schimpfen oder Kritik folgen könnte. Besonders als Elternteil ist eine solche Beziehung zu den eigenen Kindern, welche Dies gilt nicht nur bei Erwachsenen, sondern auch schon bei Kindern und Jugendlichen.

Wie wir dir schon erzählt haben, wird gerade im Kindesalter oft auf das Sandwich Feedback zurückgegriffen, mit dem Gedanken, das Kind so zu schützen. Aber auch Kinder reagieren mit den bereits genannten Effekten. Entweder Kritik, Feedback oder Tadel wird gar nicht gehört und verschwimmt mit dem Lob, oder das Lob wird entwertet und Kinder fürchten nur noch, dass auf dieses Schimpfen oder Kritik folgen könnte. Besonders als Elternteil ist eine solche Beziehung zu den eigenen Kindern, welche die Worte nicht mehr richtig wahrnehmen können, oft fatal, weil so das Verhältnis womöglich darunter leidet.

Auch wenn es also wohlwollend gemeint sein kann, sollte man bei Feedback oder konstruktiver Kritik eher auf andere Methoden zurückgreifen.

Konstruktives Feedback? So geht’s ganz einfach!

Feedback sollte dem Gegenüber immer einen gewissen Mehrwert oder Lernmöglichkeiten geben – ganz egal ob das Feedback nun positiv oder negativ ist. Denn immerhin ist die Intention ja, ein Fehlverhalten, schlechtere Performance etc. verbessern zu können, sodass dies nicht nur für den oder die Empfängerin eine Verbesserung der Situation, sondern oft auch den oder die Senderin der Kritiknachricht zur Folge hat. Wie also, formuliere ich dieses am besten?

Sei offen und ehrlich und verwende klare Worte! Hast du die richtige Absicht und möchtest, dass dein Gegenüber durch dein Feedback Mehrwert und die Chance, sich zu verbessern erhält, so brauchst du kein Lob, wie es beim Sandwich Feedback der Fall ist, dass die Kritik verweichlichen soll. Vielmehr genügt die ehrliche Absicht, die hinter dem Feedback steht. Diese ist meist spürbar. Natürlich kommt es auch auf die richtige Formulierung an. Hat die Kritik zwar eine gute Absicht, wird allerdings so formuliert, dass sie nur als Beleidigung aufgenommen werden kann, sollte man hier an der richtigen, ernst gemeinten Übermittlung arbeiten.

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Hierzu ein einfaches Beispiel. Fragt dich jemand zu deiner Meinung bezüglich eines neuen Kleidungsstücks, welches sehr unvorteilhaft für diese Person geschnitten ist, solltest du hier nicht mit „Darin siehst du unglaublich dick aus“ antworten. Vielmehr solltest du hier zum Beispiel betonen, warum das Kleidungsstück unvorteilhaft geschnitten ist und welcher Stil der oder demjenigen stattdessen gut passen könnte. So musst du deine ehrliche Antwort nicht in Watte verpacken, das Feedback enthält allerdings trotzdem Mehrwert, da du andere Stilvorschläge aufzählst.

Um richtiges Feedback zu geben, solltest du also einige Grundregeln beachten:

  • Positiv: Motiviert mein Feedback und zeigt es dem anderen Perspektiven und Chancen auf?
  • Konkret: Weiß die Empfängerin oder der Empfänger, was zu tun ist?
  • Konstruktiv: Werden Ich-Botschaften, wie „Ich habe den Eindruck, dass… Mir ist aufgefallen, dass… Ich hätte mir gewünscht, dass…“ genutzt?
  • Zeitnah: Ist der Zusammenhang erkennbar und das Feedback nachvollziehbar?
  • Erwünscht: Ist der Ratschlag überhaupt willkommen?

Versuche also immer, deine individuelle Wahrnehmung konstruktiv dazulegen, ohne dass diese auch wirklich stimmen muss. Vielleicht fühlt sich ein Verhalten für dich anders an, als es eigentlich gemeint war. Formulierungen wie „Für mich fühlt es sich an, als..“ Danach kannst du noch formulieren, was du dir erwarten würdest. Diese Art Feedback zu geben, gibt deinem Gegenüber die Chance, seine oder ihre Sichtweise dazulegen, Fragen zu stellen und dann auf deinen Wunsch einzugehen oder selber Wünsche an dich zu äußern.

Wichtig ist, dass du Rückfragen immer zulässt, denn das Thema Kommunikation ist oft kein einfaches. Gesagtes kann ganz schnell falsch aufgenommen werden. Mehr dazu findest du auch in unseren Artikeln „Friedemann Schulz von Thun – Seiten und Stile der Kommunikation“ und „4 Ohren Modell – Die vier Seiten einer Nachricht nach Schulz von Thun

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Wichtig zu beachten ist außerdem, dass du Feedback, wenn möglich immer unter 4 Augen äußerst. So hat der oder die andere nicht das Gefühl, dass man bloß gestellt wird. Denn mal ehrlich, keiner von uns wird gerne vor den Augen der anderen kritisiert. Außerdem solltest du versuchen Feedback zeitnah zu äußern, also nach Situationen, in denen es z.B. zu Fehlverhalten gekommen ist, dieses auch bald danach anzusprechen.

Ein Punkt, der dich auch davor bewahrt ins Fettnäpfchen zu treten ist abzuchecken, ob dein Feedback erwünscht ist. Vielleicht hat eine Person gerade mit einer schwierigen Zeit zu kämpfen, in der es ihr oder ihm an Konzentration fehlt. Hier als Feedback direkt zu melden, dass dir das auffällt, kann unangenehm für dich und auch den Gegenüber werden. Verschaffe dir also bei ungefragtem Feedback immer einen Überblick über die Situation, bevor du mit konstruktiver Kritik beginnst. Oft sind die Dinge nach außen bekanntlich nicht so, wie sie scheinen. 😉

Mehr Tipps bezüglich Feedback erhältst du auch in unserem Blogartikel „Johari Fenster – Ich seh, ich seh, was du nicht siehst!“ Hier erfährst du übrigens auch, wie sehr sich unsere Selbstwahrnehmung doch von der Fremdwahrnehmung anderer unterscheidet.

Wir hoffen, dieser Artikel hat dir gezeigt, warum das appetitlich aussehende Sandwich Feedback oft gar nicht so schmackhaft ist, wie es auf den ersten Blick scheinen mag.

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