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Verfasst von: Teresa Kreizinger
Aktualisiert am: 09.11.2022
Verfasst am: 16.03.2022
Lesezeit: Min.

John B. Watson

John B. Watson gilt als der Begründer des Klassischen Behaviorismus. Mit seinen Forschungen und Erkenntnissen inspirierte er zahlreiche Persönlichkeiten der Psychologie. Watsons Leben war von Tragik und auch Skandalen geprägt. Mehr über sein Leben und den Behaviorismus erfährst du in diesem Blogartikel.

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Wer war John B. Watson?

John Broadus Watson wurde im Januar 1878 in South Carolina geboren. Er wuchs unter seiner streng-religiösen Mutter auf, da sein Vater, der dem Alkohol verfiel, die Familie verließ. Watson entwickelte aufgrund der strengen Erziehung seiner Mutter eine Abneigung gegen Religion, weswegen er sich als Erwachsener als Atheist bekannte. Als viertes Kind eines Farmers musste er sich sein Collegestudium selbst erarbeiten.

Er machte eine Lehrerausbildung und war daraufhin ein Jahr als Schulrektor tätig. Danach schrieb er sich an der Universität Chicago ein. Dort wollte er die philosophischen Grundlagen der Pädagogik studieren, war jedoch bald von den dort vermittelten Lerninhalten gelangweilt und frustriert. Er wechselte den Kurs und begann Biologie zu studieren.

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1903 promovierte John B. Watson als der jüngste Student in der Geschichte der Universität Chicago mit dem Titel Ph.D. Während seines Studiums forschte er über Lernprozesse der weißen Ratten, was auch zum Thema seiner Doktorarbeit wurde. Auch nach der Promotion blieb er weiterhin in Chicago und forschte im Bereich der Neurophysiologie. Noch vor seinem Doktor heiratete Watson seine erste Frau Mary Ickes, mit der er zwei Kinder bekam. Die beiden Mädchen, Mary und Mariette, hatten es jedoch nicht sonderlich leicht. Mary unternahm schon in jungen Jahren einen Selbstmordversuch, während Mariette psychische Störungen entwickelt, die sie selbst später auf die ausschließliche Erziehung ihres Großvaters zurückführte.

1908 erhielt John B. Watson dann eine Professur und die Leitung des psychologischen Labors an der Johns Hopkins University. Außerdem wurde er dort auch Redakteur der Zeitschrift „Psychological Review“, wenn auch mehr durch Zufall als durch Verdienst. In dieser veröffentlichte er 1913 das Werk des Behaviorismus, welches die Grundlage für dessen Forschung und Weiterentwicklung bildete. Bis ins Jahr 1920 war Watson für die Leitung des Labors an der Hopkins University verantwortlich. Allerdings verlor er diese aufgrund eines Skandals für die akademische Welt.

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Seine Affäre mit seiner Assistentin Rosalie Rayner wurde publik, nachdem Watson’s Noch-Ehefrau diese veröffentlichte. Kurz darauf ließ er sich scheiden und heiratete Rayner. Mit dieser führte er auch sein berühmtes „Little-Albert-Experiment“ durch. Da er seine Professur verlor, arbeitete er bis ins Jahr 1945 in der Werbepsychologie bei J. Walter Thompson.

Mit seiner zweiten Frau hatte John B. Watson zwei weitere Kinder. Diese erzog er nach den Prinzipien des Behaviorismus. William, einer seiner Söhne, wurde Psychiater und beging jedoch später Selbstmord. Nach dem Tod seiner Frau zog sich Watson auf eine Farm zurück. Erst 1957 schloss die Scientific Community Frieden mit Watson und verlieh ihm einen Preis. Dieser war zwar erfreut, wollte seinen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen allerdings nicht unter die Augen treten und schickte stattdessen seinen Sohn zur Preisverleihung. Im Jahr 1958 stirbt er mit 80 Jahren.

Worum handelt es sich beim klassischen Behaviorismus?

Wie du vielleicht schon am Wort erkennen kannst, leitet sich der Behaviorismus vom englischen Wort „behavior“, also zu deutsch Verhalten, ab. Daher versteht man unter dem Behaviorismus auch das wissenschaftstheoretische Konzept, das Verhalten von Menschen und Tieren mit naturwissenschaftlichen Methoden zu untersuchen. John B. Watson gilt als der Begründer dieses Konzepts und auch Iwan Petrowitsch Pawlow leistete durch seine Forschung Vorarbeit. Popularisiert und gleichermaßen radikalisiert wurde der Behaviorismus von Burrhus F. Skinner.

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Auf den Erkenntnissen der behavioristischen Forschung stützen sich viele weitere verhaltenspsychologische Forschungen und auch verhaltenstherapeutische Vorgehensweisen. Wie du bereits gelesen hast, erwähnte Watson in seinem Artikel „Psychology as the Behaviorist views it“ im Jahr 1913 das erste Mal das Konzept des Behaviorismus. Er wehrte sich gegen die vorherrschende Methode der Introspektion, die damals üblich war. Außerdem schreibt er, dass es notwendig ist, die Trennlinie zwischen Mensch und Tier aufzuheben.

Als Beobachter setzte John B. Watson auf die objektive Methode, indem er Verhalten in die Komponenten Reiz und Reaktion (stimulus, response) unterteilte:

  • Reiz: Unter dem Reiz versteht man die Veränderung in der äußeren Umwelt oder im Inneren des jeweiligen Individuums.
  • Reaktion: Watson versteht unter der Reaktion jede Art von Aktivität auf den davor erlebten Reiz.

Der Behaviorismus nach Watson ist der klassische Behaviorismus. Bei diesem konzentriert man sich ausschließlich auf Prozesse, die zwischen Organismus und Umwelt wirken. Platz für Begriffe wie Geist, Bewusstsein, Wille oder mentale Zustände haben in dieser Theorie keinen Platz. Der Organismus selbst wird von Anhängern des klassischen Behaviorismus als „Black Box“ bezeichnet.

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Unter diesem versteht man alle psychischen und kognitiven Prozesse, die sich nicht mit naturwissenschaftlichen Methoden objektiv beschreiben oder messen lassen. John B. Watson erklärte das Modell so, dass es sich bei der Box um ein System zur Verarbeitung von inneren und äußeren Reizen handelt. Wie diese verarbeitet werden ist unbekannt. Vereinfacht gesagt, es gibt also einen Eingang und Ausgang, das Innenleben ist allerdings nicht bekannt.

Verlässt man sich also auf diese Definition, wird das Gehirn selbst als bloße Black Box erkannt, welche auf eingehende Reize mit Reaktionen antwortet. Dies führte bald zu Kritik, da innere, veränderliche Antriebe, welche für Verhaltensweisen oft verantwortlich sind, durch das Konzept nicht anerkannt werden. Auch Skinner lehnte die Black Box ab und entwickelte die andere Strömung des klassischen Behaviorismus: den radikalen Behaviorismus. Eine weitere Form ist der Neobehaviorismus, der von Clark L. Hull entwickelt wurde. In den 1960er und 1970er Jahren wurde dann der Behaviorismus vom Kognitivismus abgelöst.

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Die vier Grundannahmen, die John B. Watson tätigte haben wir hier noch einmal kurz für dich zusammengefasst. Sie lauten wie folgt:

Erstens: „Menschen sowohl als auch Tiere (Organismen) passen sich durch vererbte und erworbene Mechanismen an ihre Umwelt an.

Zweitens:Diese Anpassung ist entweder adäquat oder so unangemessen, dass der Organismus gerade noch überleben kann.

Drittens:Ein bestimmter stimuli (Reiz) führt zu einer Reaktion des Organismus.

Viertens:In einer voll entwickelten Psychologie ist es möglich, bei gegebener Reaktion den stimuli (Reiz), bei gegebenem stimuli (Reiz) die Reaktion vorherzusehen. Watson verstand diese Annahmen als Rohmaterial, das noch weiter ausgearbeitet werden muss.“

Little-Albert-Experiment

John B. Watson führte gemeinsam mit seiner Assistentin und späteren Frau, Rosalie Rayner, das, heutzutage sehr umstrittene, Experiment „Little-Albert“ durch. Dieses soll die Möglichkeit aufzeigen, dass die klassische Konditionierung auch auf Menschen angewendet werden kann. Ausgangspunkt dafür ist die Annahme, dass eine Anzahl an Reizen, die eine Reaktion auslösen, auf einfache Weise vermehrt werden kann.

Objekt des Experiments war ein neun Monate altes Kind, welches little Albert genannt wurde. Diesem wurden zum ersten Mal in seinem Leben verschiedene Dinge gezeigt:

  • eine weiße Ratte
  • ein Kaninchen
  • ein Hund
  • ein Affen
  • menschliche Masken mit Haaren/Bart und ohne
  • Baumwolle
  • Zeitungen
  • usw.

Da der Junge mit den Gegenständen oder Tieren nichts Schlechtes verband, zeigte er keine Furcht und griff neugierig nach den Dingen. Watson ließ jedoch im Hintergrund immer wieder eine Eisenstange auf den Boden fallen, was bei dem Jungen Angst auslöste. Im Experiment ließ John B. Watson immer dann, wenn er dem Kind die weiße Ratte zeigte, die Eisenstange im Hintergrund auf den Boden fallen.

Die Reaktion von Albert, die am Anfang noch keine Furcht vermuten ließ, änderte sich hier sehr schnell. Bereits nach dem ersten Mal begann der Junge zu wimmern, wenn er mit der Ratte berührt wurde und der Ton der Eisenstange erklang. Nach dem zweiten Mal weigerte er sich, die Ratte zu berühren. Nachdem John B. Watson den Vorgang sieben Mal wiederholt hatte, zeigte Albert starke Angstreaktion beim Anblick der Ratte.

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Später zeigte er sogar Angst bei ähnlichen Reizen, zum Beispiel bei den zuvor gezeigten Tieren, Fell oder weißen Bärten und Haaren, obwohl er bei diesen nie den Ton der Eisenstange gehört hatte. Watson und Rayner gingen außerdem davon aus, dass diese erlernten Reaktionen das ganze Leben weiter bestehen und die Persönlichkeit auch dahingehend beeinflussen und verändern. Hierfür gibt es allerdings zu wenig Evidenz.

Um wen es sich bei der Identität des Kindes handelt, ist allerdings noch unklar. Angaben zufolge war er der Sohn einer Amme am Harriet-Lane-Hospital mit dem Namen Douglas Meritte. Dieser verstarb schon im Alter von 6 Jahren. Später wurde jedoch ein weiterer Mann mit dem Vornamen Albert bekannt, welcher eine große Angst vor Hunden hatte und erst im Alter von 87 starb. Auch John B. Watson gab an, dass Albert ein gesundes Kind war. Wer er allerdings wirklich war, wie alt er wurde und ob er gesund war, ist nicht bekannt.

Heute ist das Experiment aus ethischer Sicht sehr umstritten, da ein solcher Umgang mit einem Kleinkind nicht den heutigen Standards entspricht. Auch aus wissenschaftlicher Sicht wird das Experiment kritisch gesehen, da die Quantifizierung und eine systematische Kontrolle der Variablen fehlen.

Erziehung nach John B. Watson

Watson veröffentlichte 1928 ein Werk zur Kindererziehung (psychological care of infant and child). Hier forderte er, dass den Kindern die Mutterliebe entzogen werden sollte, noch bevor sie sieben Jahre als sind. Er behauptet, dass die Mutterliebe das Kind abhängig macht und es daran hindert, die Welt zu erobern. Liebkosungen schränken es demnach im psychischen Wachstum ein, wodurch, laut John B. Watson, die späteren Erfolgschancen geschwächt werden.

„Gebt mir ein Dutzend wohlgeformter, gesunder Kinder und meine eigene, von mir entworfene Welt, in der ich sie großziehen kann und ich garantiere euch, dass ich jeden von ihnen zufällig herausgreifen kann und ihn so trainieren kann, dass aus ihm jede beliebige Art von Spezialist wird – ein Arzt, ein Rechtsanwalt, ein Kaufmann und, ja, sogar ein Bettler und Dieb, ganz unabhängig von seinen Talenten, Neigungen, Tendenzen, Fähigkeiten, Begabungen und der Rasse seiner Vorfahren“

– John B. Watson (1924)

Mütter sollten daher Kinder nicht auf den Schoß nehmen, diese möglichst oft alleine lassen und die Reinlichkeitserziehung mit 8 Monaten abgeschlossen haben. Dafür entwickelte Watson sogar eine Konstruktion, mit der das Kind hinter einer verschlossenen Tür festgeschnallt wurde, bis es die eigene Verdauung im Griff hatte. Außerdem war er der Meinung, dass Kinder nicht zu sehr an Personen gebunden werden sollten, sondern jederzeit die Möglichkeit bestehen sollte, die Mutter zu wechseln.

Seine Form der Erziehung wurde jedoch nicht populär und von vielen Seiten stark kritisiert.

Hat dir unser Blogartikel über das Leben von John B. Watson und seinem Konzept, dem Behaviorismus, gefallen? Dann schau doch auch bei diesem Artikel vorbei: „Burrhus F. Skinner – Operante Konditionierung„. In diesem erfährst du mehr über seine Forschung und das Konzept der Operanten Konditionierung. Auch in unserer Trainerausbildung ist der Behaviorismus Teil der Theorien. Du möchtest Trainerin oder Trainer in der Erwachsenenbildung werden? Dann schau doch hier vorbei!

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