Teamfähigkeit
Wer kennt das nicht? Man stöbert durch Jobinserate auf diversen Plattformen und durch den Karriereteil in der Zeitung der Wahl und stolpert dabei immer wieder über die erforderten Schlüsselfähigkeiten Teamfähigkeit und Kommunikationskompetenz.
Doch was versteht man unter dem Begriff „Teamfähigkeit“, warum ist er im Beruf essentiell geworden und wie kann man seine Skills verbessern?
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„Teamfähigkeit ist die Fähigkeit, in einem Team zu arbeiten.“ – so die Definition laut Duden. Dementsprechend setzt Teamfähigkeit kooperatives Verhalten und ein ausgeprägtes Einfühlungsvermögen voraus. Sie zeichnet sich nicht nur durch ein hohes Maß an Kommunikationskompetenz, sondern auch durch Kritikfähigkeit und Anpassungsfähigkeit aus. Auch das Auffassungsvermögen auf sozialer Ebene, sowie das fokussierte Arbeiten sind wichtige Aspekte.
Um ein bestmögliches Miteinander zu ermöglichen, sollten die beteiligten Mitspielerinnen und Mitspieler auf Konstruktivität aus sein und den Konsens suchen. So muss man sich manchmal zurücknehmen und den anderen zuspielen. Um diese Kooperation erst zu ermöglichen, ist es notwendig, dass die Beteiligten sich in die anderen hineinversetzen können und die Motivationen, Emotionen und Absichten der Einzelnen wahrnehmen können.
Die Kritikfähigkeit muss in beide Richtungen gelebt werden: einerseits müssen Prozesse immer wieder evaluiert werden und aus den gezogenen Ergebnissen und Schlüssen konstruktive Kritik formuliert und an den Mann/ an die Frau gebracht werden. Andererseits müssen diese Verbesserungsvorschläge auf fruchtbaren Boden fallen, um die Saat zum Sprießen zu bringen. Verwiesen sei hier an die gutgemeinten Ratschläge, die man im Nachhinein doch nur allzu gern beherzigt hätte, im Moment des Handelns aber nicht anwenden konnte und so einen Misserfolg erleben musste. Wie heißt es so schön? Im Nachhinein ist man immer schlauer.
Sidefact: Als Synonym für Teamfähigkeit wird auch die Kooperationsbereitschaft verwendet. Denn diese setzt voraus, dass man bereit ist, sich auf andere einzulassen, sich deren Bedürfnisse bewusst zu machen und auf eben jene einzugehen. Wenn nun diese Fähigkeit derart hochgelobt wird, stellt sich folgende Frage:
Wozu braucht man Teamfähigkeit?
Manchmal machen uns die Stellenanzeigen glauben, dass es wichtiger ist, im Feld der Soft Skills bessere Kenntnisse zu haben als im tatsächlichen Tätigkeitsbereich. Auch wird immer wieder suggeriert, dass das Einfügen in den sozialen Kontext funktionieren muss und der Rest, also das Know-How und die Fähigkeiten, die ein Weiterbringen voraussetzen während des Arbeitens, falls noch nicht ausreichend vorhanden „von selbst gelernt“ bzw. verstärkt werden.
Um diese Aussage in sein eigenes Umfeld umlegen zu können:
In einer Umgebung, in der wir uns wohl fühlen, können wir uns oft besser konzentrieren und dementsprechend bessere Leistungen erzielen als in einer Umgebung, in der wir gestresst sind, uns unsicher oder von den Mitmenschen nicht akzeptiert fühlen.
Tipp: Mit einem Lächeln im Gesicht lernt es sich nicht nur besser, man ist auch arbeitsfähiger. Die zu Beginn belastende Tätigkeit kann dann sogar Spaß machen.
So ist die Qualifikation „Teamfähigkeit“ nicht nur aus dem privaten Umfeld, sondern auch aus der beruflichen Landschaft nicht mehr wegzudenken. In Teams werden meist bessere Ergebnisse erzielt, als allein.
Wie kann man sich die Teamfähigkeit zu eigen machen?
Wie bei vielen Dingen im Leben ist der effektivste Weg des Erlernens das „selber Ausprobieren“. Übung macht bekanntlich den Meister. Wie zum Beispiel auch beim Kochen:
Man kann zig Bücher über das Kochen lesen, die wichtigsten Schliffe wird man erst lernen und verstehen, wenn man es erprobt. Wenn man schon viel Erfahrung damit gemacht hat, wird man köstliche Gerichte zaubern – anfangs aber, wenn noch keine, beziehungsweise nur wenige Grundkenntnisse vorhanden sind, wird es schwerer fallen, ein köstliches Gericht zutage zu bringen. Mit etwas Übung lassen sich aber recht schnell einfache und später auch kompliziertere Speisen zubereiten. Genau so ist das mit der Teamfähigkeit:
Viele Menschen vertrauen sich selbst am meisten. Man weiß, wo man steht, wie man Dinge angeht und ob und falls ja, wo „gepfuscht“ wurde. Hier Verantwortung an andere abzugeben und der Arbeit von anderen zu vertrauen, erweist sich für so manchen Macher bzw. Macherin als schwierig. Das birgt auch immer wieder Risiken, wenn die besagte Person die Verantwortung nicht abgeben will bzw. kann, sich aber gleichzeitig zu viel aufhalst und so überfordert ist.
Falls man sich in dieser Beschreibung wieder erkennt, wird man anfangs höchstwahrscheinlich einigen Schwierigkeiten begegnen, sich auf eine Gruppe einzulassen und Verantwortung abzugeben. Die Arbeitsverteilung und auch die Kompetenzen nicht immer wieder neu reformieren zu müssen und anzuzweifeln, erfordert immer wieder hohen Einsatz jedes Einzelnen.
Je öfter man jedoch an gruppendynamischen Prozessen teilgenommen hat, desto bewusster wird man sich seiner Rolle werden. Man lernt die Verhaltensmuster der anderen zu deuten und kann sich dementsprechend konstruktiv in die Gruppe einbringen.
Wie und wo kann das geübt werden?
Die Teamfähigkeit kann schon im kleinen Rahmen mit Familie und Freunden erprobt werden.
Man denke hierbei zum Beispiel an den letzten Urlaub, der geplant werden muss: Datum festlegen, Unterkunft suchen, Hin- und Rückreise organisieren, das Programm vor Ort festlegen und in einen zeitlichen Rahmen setzen, Versorgung organisieren,… Diese Tätigkeiten werden meist von dem „Organisationstalent“ der Gruppe übernommen. Und auch hier spielt der Begriff der Teamfähigkeit eine bedeutsame Rolle. Nicht nur die Bedürfnisse der einzelnen Miturlaubenden müssen herausgefunden und berücksichtigt werden, auch die hierbei entstehenden Aufgaben sollen fair aufgeteilt werden. Jeder soll sich, seinem Rahmen entsprechend, einbinden.
Um die Teamfähigkeit zu verbessern gibt es zahlreiche Methoden, diese spielerisch zu fördern.
Verschiedene Ansätze sind beispielsweise:
- Das Analysieren der eigenen sozialen Kompetenzen mit Hilfe von Tests und dementsprechend neue Kompetenzen erwerben und/oder sich in seinem Bereich weiter verbessern
- Sich auf andere einlassen
- Teambuilding-Seminare besuchen und hier gruppendynamische Übungen durchführen
- Outdoor Aktivitäten, wie gemeinsam in einen Klettergarten gehen, Bootfahren etc.
- Durch Spiele die jeweiligen Rollen und Verhaltensmuster sichtbar machen und somit daran arbeiten
Das Um und Auf ist, wie so oft, Schwächen zu erkennen und sich darauf einzulassen.
Welche Teamrollen gibt es und was sind ihre Funktionen
Nach Meredith Belbin gibt es verschiedene Rollen in Teams. Diese Rollen sind in drei Bereiche eingeteilt: kommunikationsorientierte Rollen, handlungsorientierte Rollen und wissensorientierte Rollen. Jede dieser Rollen ist wichtig für den Erhalt und das Weiterkommen der Gruppe. Je mehr verschiedene Aufgabenbereiche abgedeckt sind, umso besser wird die Gruppe aufgestellt sein, um Herausforderungen zu lösen.
So können die Stärken der einzelnen Rollen am besten genützt werden. Diese Rollen sind keineswegs als fix verteilt anzusehen. Sie unterliegen einem stetigen Wandel, was auch dazu führen kann, dass ein und dieselbe Person in verschiedenen Gruppen verschiedene Rollen erfüllt und teilweise Mehrfachbesetzungen innehat.
Handlungsorientierte Rollen
Die Macher/innen sind diejenigen, die anpacken und mit Dynamik die Dinge ins Laufen bringen. Sie sind jene Gruppenmitglieder, die sich nicht scheuen, Entscheidungen zu treffen und dementsprechend Verantwortung zu übernehmen. Das bringt sie aber auch oft dazu, provokant und auf gewisse Weise arrogant zu agieren.
Die Umsetzer/innen arbeiten zuverlässig und effizient. Sie bringen die Pläne stabil auf Spur und setzen sie gezielt um. Diese Suche nach Stabilität lässt die UmsetzerInnen Veränderungen gegenüber häufig kritisch werden.
Die Perfektionist/innen achten genau auf die Details und vermeiden noch aktiver Fehler als die meisten anderen Mitglieder. Was angefangen wird, soll Hand und Fuß haben und bestmöglich abgeschlossen werden. Diese Liebe zum Detail birgt auch die Gefahr des „ins-Detail-verlierens“. Außerdem fällt es den Perfektionist/innen naturgemäß oft schwer, Aufgaben an andere weiterzugeben.
Kommunikationsorientierte Rollen
Die Koordinator/innen sind wie die Macher/innen entscheidungsfähig. Im Unterschied dazu sind ihre Stärken aber noch stärker in der Kommunikation angesiedelt, was sie oft zu guten Zuhörer/innen macht. Dadurch ist es für die Koordinator/innen ein leichtes Spiel, die Aufgaben jenen Personen zu delegieren, die sie am besten abarbeiten werden. Durch die große kommunikative Kompetenz kann es auch vorkommen, dass diese Teammitglieder manipulierend wirken.
Teammitarbeiter/innen sind ein Herzstück des Teams. Sie sind meist mit Attributen wie beliebt, diplomatisch und harmoniebedürftig versehen. Sie legen Wert auf eine ausgewogene Kommunikation und holen auch die sonst außen vor bleibenden Teammitglieder mit ins Boot. Die Teammitarbeiter/innen tragen zu einem gutem Arbeitsklima bei. Die hochgelobte Diplomatie führt immer wieder dazu, dass riskante Entscheidungen in Rücksichtnahme auf die anderen nicht getroffen werden wollen und somit abgegeben werden.
Die Wegbereiter/innen sind Personen, die Ideen aufnehmen und lösungsorientiert den Weg für das Projekt bereiten. Durch ihren Enthusiasmus und die Initiativenergreifung neigen sie zu guten Kontakten auch außerhalb des Teams. Durch die schnell zu leitende Aufmerksamkeit kann es bei den Wegbereiter/innen rasch dazu kommen, dass der Fokus, nachdem die Schienen gelegt sind, wieder wo anders hingezogen wird und demensprechend das Interesse auf andere Projekte gelenkt wird.
Wissensorientierte Rollen
Die meist introvertierten Neuerer/innen bringen kreative Ideen in das Geschehen ein. Das macht sie zu wertvollen GenossInnen, wenn es gilt, für schwierige Aufgabenstellungen Lösungen zu finden. Dieselbe Kreativität verleitet sie aber auch immer wieder dazu, Details und essentielle Zusammenhänge außen vor zu lassen. Das kann zu Fehleranfälligkeit führen.
Beobachter/innen haben einen guten Überblick über das Geschehen. Durch ihre scharfe Wahrnehmung entwickeln sie ein gutes Urteilsvermögen. Durch die damit verbundene Passivität teilen sie ihre Erkenntnisse oft nicht direkt mit und wirken in den wenigsten Fällen motivierend.
Spezialist/innen sind die Mitglieder mit dem benötigten Know-How, das sie auch gewillt sind, einzusetzen. Durch dieses Expertenwissen tendieren sie dazu, sich in Einzelheiten zu verlieren. Trotzdem gelten sie als wichtige Informationsquellen.
Die meisten Menschen haben Tendenzen zu den verschiedenen Bereichen, häufig sind aber Mischformen vertreten. Desto mehr Bereiche in einem Team abgedeckt sind, desto besser können die Aufgaben verteilt werden. Die Teams mit dem breitesten Angebot an Charakteren liefern auch oft die besten Ergebnisse.
Ein weiteres Modell zur Zuordnung der Teamrollen ist das Rangdynamik-Modell
Raoul Schindler hat in seinem Rangdynamik-Modell die oft zitierten Rollen der Alphas, Betas, Gammas und Omegas definiert.
Das Alpha vertritt die Gruppe nach außen und hat meist einen recht hohen inhaltlichen Input. Meistens gibt es nur ein Alpha in einer Gruppe, wobei die Führung auch immer wieder wechseln kann.
Betas sind jene Teammitglieder, die dem Alpha zuspielen. Sie haben oft tiefes Hintergrundwissen oder einen besonderen Draht zu den Gruppenmitgliedern. Wenn das Alpha Hilfe braucht, wird meist zuerst ein Beta herangezogen. Dadurch kommen auch die in der Gruppe gut anerkannten Betas zu ihrem Einfluss.
Gammas sind die Herdentiere der Gruppe. Von ihnen gibt es am meisten. Es sind jene Teammitglieder, die die Arbeit machen, das Alpha unterstützen und keinen Führungsanspruch stellen und damit auch keine oder nur geringe Verantwortung übernehmen.
Omegas haben eine wichtige und manchmal ungeliebte Position inne: sie werden als Gegenstück zum Alpha gesehen und können aus verschiedensten Gründen zu ihrer Rolle kommen. Was sie gemeinsam haben ist, dass sie die gemeinsamen Ziele hinterfragen und immer wieder Gegenfragen einwerfen. Oft werden sie als die Widersacher der Gruppe wahrgenommen. Durch ihre Beharrlichkeit bewahren sie die Gruppe aber auch vor so manchen Gefahren und Fehlern. Omegas haben sehr oft Alphaqualitäten, haben es in dieser Gruppe aber nicht geschafft genügend Gammas (Gefolgsleute) hinter sich zu vereinen.
Was nützt dieses Wissen und wie geht es weiter?
Im besten Fall kann man über gruppendynamische Trainings bessere Ergebnisse im Team erzielen. Egal in welcher Rolle, sei es als Chef/in, Trainer/in oder Mitarbeiter/in, das eigene Rollenverständnis kann gestärkt und die Wahrnehmung geschärft werden. Nicht nur der Output kann verbessert werden, sondern auch der Prozess und der Weg dorthin können gemeinsam besser gestaltet werden.
Um Fortschritte zu machen, gilt es zu üben, zu beobachten, zu besprechen und vor allem: zu lernen. Gerade in diesem Bereich ist es wichtig, sich nicht nur Modelle anzueignen, sondern diese auch aktiv zu erleben. So kann man erkennen, welche Rollen an wen vergeben sind und wo man selbst steht. Das kann auch mehr Licht in den Schatten des Selbstverständnisses bringen und einige Steine aus dem Weg räumen, im Sinne einer erfolgreichen Teamdynamik und der Verbesserung der eigenen Teamfähigkeit.