Gruppendynamik und Teamentwicklung
Gruppendynamik und Teamentwicklung im Fokus: Warum und wann macht es Sinn Gruppendynamik Spiele einzusetzen?
Gruppendynamik Spiele sind das Um und Auf vieler kooperativer Teambuildings, Seminare und Trainings. Aber hast du dich schon einmal gefragt, warum sie so eine wichtige Rolle spielen? Worauf sollte man bei der Auswahl gruppendynamischer Übungen achten und warum und wann ist es sinnvoll diese einzusetzen?
In diesem Artikel findest du die Antworten auf all diese Fragen!
Du möchtest kooperative Übungen ganz hautnah am eigenen Körper ausprobieren und deine eigenen Erfahrungen sammeln? Dann ist unser Seminar “Kooperative Abenteuerspiele” genau das richtige für dich! Hier lernst du, welche Gruppendynamik Spiele du wann einsetzen kannst, worauf du bei deren Auswahl achten solltest und wie du diese Übungen kompetent anleitest!
Was ist eine Gruppe?
Wo keine Gruppe ist kann auch keine Gruppendynamik stattfinden. Bevor wir also auf die Gruppendynamik eingehen ist es daher notwendig, zunächst klar abzustecken, was eine Gruppe ist und was nicht.
Bedingungen für eine Gruppe
Von einer Gruppe ist erst dann die Rede, wenn die folgenden Bedingungen stattgegeben sind:
- mindestens drei Personen
- eine gemeinsame Aufgabe/ein gemeinsames Ziel
- Kommunikation der Mitglieder untereinander
- ein gewisser Zeitrahmen des Bestehens
Wichtig hierbei ist, dass alle diese Bedingungen gleichermaßen erfüllt sind. Denken wir beispielsweise an ein Wartezimmer, in dem sich fünf Personen befinden, so wäre es nicht ganz richtig, von einer Gruppe zu reden. Obwohl es auf den ersten Blick vielleicht so aussehen mag, fällt bei genauerer Betrachtung auf, dass zwar genug Personen anwesend sind, um eine Gruppe zu formen, diese aber keine gemeinsame Aufgabe haben.
Viel mehr verfolgt jeder von ihnen ein individuelles Ziel. Die Kommunikation der Personen untereinander wäre grundsätzlich zwar möglich, ist allerdings nicht notwendig, um die individuellen Ziele zu erreichen. Folglich handelt es sich hierbei um keine Gruppe.
Im Gegenteil dazu ist beispielsweise eine achtköpfige Reisegruppe – wie der Name bereits verrät – sehr wohl eine Gruppe. Hier ist die Mindestpersonenanzahl erfüllt und die Mitglieder haben das Ziel, gemeinsam eine möglichst schöne Reise zu verbringen. Zum Erreichen dieses Ziels können bzw. müssen die Gruppenmitglieder sowohl verbal als auch non-verbal miteinander kommunizieren. Auch der Zeitrahmen des Bestehens der Gruppe ist zumeist klar vorgegeben.
Eigenschaften einer Gruppe
Tatsächliche Gruppen, welche alle Grundbedingungen erfüllen, entwickeln mit der Zeit außerdem…
- …ein Wir-Gefühl (Mitglieder fühlen sich der Gruppe zugehörig)
- …gemeinsame Norm- und Wertvorstellungen
- …verschiedene aufeinander bezogene Rollen, Funktionen und Positionen der Mitglieder innerhalb der Gruppe
Dadurch entstehen bestimmte Phänomene, die dazu führen, dass einzelne Individuen sich in der Gruppe anders verhalten oder anders denken als sonst. Die Fähigkeiten und Eigenschaften einer Gruppe sind also nicht automatisch die Summe der Fähigkeiten und Eigenschaften der einzelnen Mitglieder. Mit anderen Worten: Die Gruppen entwickeln eine jeweils eigene Gruppendynamik.
Was versteht man unter Gruppendynamik?
Der Begriff „Gruppendynamik“ kann unterschiedlich gedeutet werden. Zum einen versteht man darunter die diversen Prozesse (z.B.: Gruppenbildung, Rollenentwicklung, Führung, usw.), welche innerhalb von Gruppen ablaufen. Zum anderen steht der Begriff gleichermaßen für die wissenschaftliche Beschäftigung mit diesen Prozessen als eigener Forschungsbereich der Sozialpsychologie.
Dieser Bereich widmet sich der allgemeinen Untersuchung von sozialen Gruppen jeglicher Art (Kleingruppen, Institutionen, Gesellschaft, usw.) sowie deren Gruppen-, Rollen- und Kommunikationsstrukturen, Normen, Produktivität und Interaktion.
Rund um das Thema der Gruppendynamik existieren zahlreiche wissenschaftliche Modelle. Diese versuchen, verschiedene Aspekte gruppendynamischer Prozesse theoretisch zu veranschaulichen. Zwei grundlegende Modelle wollen wir in diesem Artikel kurz vorstellen, um später zu zeigen, welche Funktionen diverse Gruppendynamik Spiele im Bezug auf diese Modelle erfüllen können:
Das Rangdynamik-Modell
Der Psychoanalyst Raoul Schindler hat 1957 das rangdynamische Positionsmodell entwickelt. Dieses beschäftigt sich mit den verschiedenen Positionen, welche Mitglieder innerhalb einer Gruppe einnehmen können und wie diese miteinander in Verbindung stehen. Es umfasst die Positionen Alpha, Beta, Gamma, Omega und eine/n gruppenexterne/n Gegner/Aufgabe/Herausforderung (G.).
Eine Gruppe kann grundsätzlich erst dann bestehen, wenn zumindest die Alpha-, die Gamma- und die Omega-Position besetzt sind. Das ist auch der Grund dafür, dass mindestens drei Personen benötigt werden, damit eine Gruppe überhaupt zustande kommt. Auch das externe G. ist notwendig, da eine gemeinsame Aufgabe bzw. ein gemeinsames Ziel – wie wir bereits wissen – auch eine Bedingung für die Entstehung einer Gruppe ist. Die Beta-Position ist optional und muss nicht zwangsläufig besetzt sein.
Die Rollen und ihre Eigenschaften
Die Alpha-Rolle kann innerhalb einer Gruppe nur einmal vorkommen. Sie hat das Sagen, führt die Gruppe an und trifft die Entscheidungen um das gemeinsame Ziel G. zu erreichen. Dabei wird sie (falls vorhanden) tatkräftig von der/n Beta-Rolle/n unterstützt. Die Beta-Rolle ist zumeist Expertin oder Experte in einem Gebiet und/oder fungiert als kommunikative Leitstelle zwischen der Alpha- und der/n Gamma-Rolle/n. Die Gammas machen oftmals die Mehrheit der Gruppe aus, stellen aber keinen Führungsanspruch.
Sie identifizieren sich mit dem/der Alpha und führen die Aufträge aus, die sie von ihm/ihr erhalten. Schließlich gibt es dann noch die Omega-Rolle. Diese hat grundsätzlich auch Alpha-Potenzial, hat aber im Gegenteil zum/zur Alpha nicht die Gammas auf ihrer Seite. Obwohl Omegas für die Gruppe von wesentlicher Wichtigkeit sind, haben sie keine dankbare Position inne und werden oft als Außenseiter bzw. Außenseiterinnen betrachtet.
Die Rangdynamik im ewigen Wandel
Da von Rang- bzw. Gruppendynamik (und nicht von Gruppenstatik 😉 ) die Rede ist, kommt es nicht selten vor, dass die Positionen sich im Laufe der Zeit ändern. So kann es beispielsweise passieren, dass ein oder eine Alpha durch eine fragwürdige Entscheidung das Vertrauen seiner/ihrer Anhänger (Gammas) verliert und dadurch in die Omega-Rolle rutscht. Dadurch hat dann der/die bisherige Omega freie Bahn auf den Alpha-Posten.
Meist dauert es ein Weilchen bis man als Trainerin, Trainer o.ä. ein Gespür für die Rollenverteilung innerhalb einer Gruppe bekommt. Mit ein bisschen Know-How und Übung kannst aber auch du bald zum Gruppendynamik-Meister oder zur Gruppendynamik-Spezialistin werden und stets die richtigen Gruppendynamik Spiele parat haben. Wenn du mehr über Rangdynamik und den praktischen Umgang damit lernen möchtest, dann können wir dir unser Gruppendynamik-Seminar ganz besonders ans Herz legen.
Das Teamdynamik-Modell
Ein weiteres wesentliches gruppendynamisches Modell ist das Teamdynamik-Modell nach Bruce Tuckman (1965). Dieses besagt, dass jede Gruppe von dem Zeitpunkt der Gruppenentstehung bis hin zur -auflösung, bestimmte Phasen durchläuft. Diese Teamentwicklungsphasen stehen jeweils für die momentanen gruppeninternen Prozesse und gliedern sich auf in:
Forming – Die Kennenlernphase
Bei der ersten Phase steht das Kennenlernen sowie die langsame Annäherung und der Erstkontakt der Gruppenmitglieder im Vordergrund. Die Grundstimmung ist bestimmt durch Vorsicht und Höflichkeit. Außerdem braucht die Gruppe in dieser Phase noch klare vorgegebene Strukturen und Regeln, an denen sich die Mitglieder orientieren können.
Storming – Die Nahkampfphase
Früher oder später findet sich auch jede Gruppe in der Nahkampfphase – dem sog. Storming – wieder. Für die Teammitglieder ist diese Phase meist alles andere als angenehm, da es nun darum geht, dass jedes Mitglied, mittels Konkurrenz- und Machtkämpfen, die ihm/ihr entsprechende Position innerhalb der Gruppe findet. Diese Phase ist sowohl auf emotionaler als auch auf energetischer Ebene fordernd und intensiv. Trotzdem ist sie für die Weiterentwicklung der Gruppe aber unvermeidbar und sogar äußert wichtig.
Norming – Die Organisationsphase
Wie der Name dieser “Norming-Phase” schon vermuten lässt, werden hier Normen aufgestellt, die zur Organisation der Gruppe dienen sollen. Die Konflikte, welche im Storming aufgekommen sind werden in dieser Phase bearbeitet. Dadurch soll ein zukünftig reibungsloseres Zusammenarbeiten der Gruppe gewährleistet werden. Nach und nach entwickelt die Gruppe hierdurch außerdem ein WIR-Gefühl.
Performing – Die Realisierungsphase
Das Performing ist die Teamentwicklungsphase, in der die Gruppe gemeinsam Höchstleistungen vollbringt. Die Strukturen sowie die Rollen- und Aufgabenverteilung sind hier bereits klar geregelt und laufen großteils vollautomatisch im Hintergrund ab. Dadurch funktioniert die Gruppe als Team und kann nun die geballte Konzentration voll und ganz auf das Erreichen des gemeinsamen Ziels richten.
In unserem Gruppendynamik-Seminar lernst du alles, was du über die Teamentwicklungsphasen und den Umgang damit als Trainerin oder Leiter einer Gruppe wissen musst. Schau doch mal vorbei!
Wofür werden Gruppendynamik Spiele eingesetzt?
Im alltäglichen Gebrauch bezieht man sich mit dem Begriff „Gruppendynamik“ allerdings vor allem auf diverse Methoden, anhand derer Gruppenprozesse veranschaulicht und sogar bis zu einem gewissen Grad gesteuert werden können. Zu diesen gruppendynamischen Übungen zählen beispielsweise Brainstormings, Rollenspiele und Kommunikationsübungen.
Gruppendynamik Spiele sind ein mächtiges Tool. Werden sie geschickt eingesetzt, so hat der Trainer oder die Trainerin bzw. der Leiter oder die Leiterin eines Teams die Möglichkeit, das Beste aus der Gruppe herauszuholen. Auf diese Weise kann nämlich die Rollenentwicklung innerhalb der Gruppe gefördert, die Kommunikation verbessert und die Zusammenarbeit optimiert werden.
Je nach Teamentwicklungsphase gibt es bestimmte Gruppendynamik Spiele, die sich besonders gut eignen, um die Dynamik in der Gruppe möglichst rasch weiterzuentwickeln. Solche Gruppendynamik Spiele sind aber nur dann sinnvoll, wenn sie bewusst eingesetzt werden und wenn damit eine realistische Zielvorstellung angestrebt wird.
Wenn wir uns beispielsweise das Teamentwicklungsmodell von Tuckman ansehen, so ist es eher erfolgsversprechend, der gerade neu gebildeten Gruppe in der Forming-Phase die Zeit zu geben, sich zunächst richtig kennenzulernen, bevor man sie mit einer zu großen Aufgabe überfordert. In dieser Phase sind eher Kennenlernspiele angebracht, die es den Mitgliedern ermöglichen, sich in der neuen Umgebung bzw. in der neuen Gruppe erst einmal zurechtzufinden.
Später ist es allerdings sinnvoll, Gruppendynamik Spiele auszuwählen, anhand derer sich die Rollenverteilung innerhalb des Teams rauskristallisiert. Übungen, die dazu führen, dass die Gruppenmitglieder aneinander geraten sind hier genau richtig.
Wo finde ich (passende) Gruppendynamik Spiele?
Gruppendynamik Spiele sind meist nicht schwer zu finden. In verschiedenen Büchern sowie im Internet wimmelt es nur so von gruppendynamischen Übungen in den verschiedensten Variationen. Wenn du aber praxiserprobte Gruppendynamik Spiele von Neverest suchst, dann lohnt es sich einen Blick in unser Methodarium zu werfen. Hier findest du eine sorgfältig ausgewählte Sammlung der Gruppendynamik Spiele, die wir gemeinsam mit unseren Teilnehmerinnen und Teilnehmern bereits für dich ausprobiert und für gut befunden haben.
Oder möchtest du die Übungen gar hautnah am eigenen Körper ausprobieren und deine eigenen Erfahrungen sammeln? Dann ist ja vielleicht unser Kooperative Abenteuerspiele-Seminar das richtige für dich! Hier lernst du zusätzlich dazu, welche Gruppendynamik Spiele du wann einsetzen kannst auch noch, worauf du bei deren Auswahl besonders achten solltest und wie du diese Übungen kompetent anleitest.
Literaturverweise:
- König, Oliver & Schattenhofer, Karl. 2018. Einführung in die Gruppendynamik. Carl-Auer Verlag: Heidelberg.
- König, Stefan & König, Andrea. 2005. Outdoor-Teamtrainings – Von der Gruppe zum Hochleistungsteam. ZIEL GmbH: Augsburg.
- Rechtien, Wolfgang. 2007. Angewandte Gruppendynamik – Ein Lehrbuch für Studierende und Praktiker. Beltz PVU: Weinheim.