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Verfasst von: Rudolf Eiser
Aktualisiert am: 07.11.2022
Verfasst am: 27.01.2018
Lesezeit: Min.

Auf der Suche nach einem Survival Training?

Wer kennt sie nicht: Rüdiger Nehberg, Bear Grylls, Cody Lundin und wie sie alle heißen. Ihre wilden Abenteuer, zu bestaunen in Literatur oder auf Leinwand, fast so, als hätte Mark Twain persönlich sie lebendig werden lassen. Doch abgesehen vom Unterhaltungswert – wieviel Survival steckt tatsächlich dahinter? Was können wir von solchen Vorbildern lernen? Und ist ein Survival Training wirklich das, was ich Suche?

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Survival und Entwicklung

Abraham Maslow definierte als Erster in der nach ihm benannten Bedürfnispyramide die lebensnotwendigen, physiologischen Grundbedürfnisse des Menschen. Diese lassen sich zusammenfassen in Trinken, Essen, Schlafen und Hygiene.

Durch Versuch und Irrtum über sehr lange Zeiträume und hohe Verluste entwickelte sich die menschliche Zivilisation wie wir sie heute kennen.

Dank der Wissenschaft wissen wir mittlerweile, dass sich unsere Vorfahren anfangs als Sammler und Diebe ihr Überleben sicherten. Pflanzen waren das Hauptnahrungsmittel. Nur selten ergab sich die Gelegenheit ein Nest oder einen Bienenstock zu plündern. Auch Insekten und Kleintiere standen damals auf dem Speiseplan. Die Nachteile dieses Lebensstils lagen auf der Hand: sehr hoher Aufwand für die Nahrungsbeschaffung und lange Hungerzeiten außerhalb der Vegetationsperioden.

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Mit zunehmendem Hirnwachstum und einhergehender Intelligenz entwickelten wir uns zu Jägern und Räubern. Einfache Waffen wurden hergestellt und im Kollektiv auch größere Beutetiere erlegt. Der Eiweißanteil in der Nahrung erhöhte sich stark, was auch unser Gehirn weiter wachsen ließ. Pflanzen wurden gezielt vermehrt und eingesetzt um sich lange Erntewege zu ersparen. Lebensmittel wurden für die kalte Jahreszeit konserviert, um nicht hungern zu müssen.

Wir wurden zum Bauer und Vorratshalter, der wir heute noch immer sind.

Lediglich das Mengengerüst hat sich „etwas“ verändert. War der Urmensch noch völlig auf sich alleine gestellt, ist es uns heutzutage nur sehr schwer möglich diesen Zustand zu erreichen. Mittlerweile hat die Menschheit die Welt bevölkert. 2016 betrug die durchschnittliche Bevölkerungsdichte in Österreich ca. 100 Einwohner/km², die der EU ca. 120 Einwohner/km², Tendenz steigend.

Survival – Nahrung

Wildkräuter sind in Survival – Ausbildungen noch immer stark im Trend. Leider kann das sehr an die äußerst zweifelhafte, von Franz Konz propagierte, „Urkost“ erinnern. Hier sei angemerkt, der Mensch verbraucht abhängig von Alter, Geschlecht, Witterung, Tätigkeit, usw. pro Tag grob 2500 kcal. Dieser Bedarf könnte „urköstlich“ mit geschätzt 6 kg Brennnessel, 6,5 kg Giersch oder 8,6 kg Wildgras gedeckt werden.

Abgesehen davon, dass unsere Entwicklung aus vielen guten Gründen geschah, ist unser Organismus auch nicht mehr an ausschließlich diese Art von Ernährung gewöhnt.

Fallenbau und Jagdwaffen herzustellen mag zwar interessant sein, ist ganzheitlich gesehen aber nur die halbe Miete.  Dazu gehört unumgänglich auch, Wildtiere zum Beispiel aus der Decke zu schlagen, zu zerwirken und zuzubereiten. Dabei zu erkennen, ob das Tier gesund ist, Krankheiten übertragen kann oder gar von Parasiten befallen ist, ist überlebensnotwendig.

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Jeder Koch weiß, dass eine Fleischkerntemperatur von 76° C erreicht werden muss, um Bakterien und Krankheitserreger sicher abzutöten. Wie mache ich das in einer Überlebenssituation?

Trinkwasser

Die Umweltverschmutzung durch den Menschen hat deutliche Spuren auf unserem Planeten hinterlassen. Konnte der Urmensch bei der Beurteilung von Trinkwasser noch auf seine Sinne vertrauen, käme das heute einem russischen Roulettespiel gleich. Viele lebensbedrohliche Wasserverunreinigungen wie Viren, Bakterien, Chemikalien oder Schwermetalle sind geruchs- und geschmacksneutral. Außerdem haben wir unter dem Einfluss von Geschmacksverstärkern, Alkohol, Nikotin, usw. zunehmend verlernt unsere Sinne richtig zu einzusetzen.

Survival Tipps, wie sich bei der Trinkwasserbeurteilung auf sein „Bauchgefühl“ zu verlassen, können nur belächelt werden.

Auch improvisierte Filtermethoden halten keiner wissenschaftlichen Untersuchung stand und sind damit unzuverlässig und eine mögliche Gesundheitsgefährdung.

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Die notwendige Sicherheit in Überlebenssituationen können nur unterschiedliche Methoden der thermischen Wasseraufbereitung gewährleisten.

Survival Training – Grundfertigkeiten

Viel vom heutigen Survival – Wissen wurde durch indigene Völker weitergegeben und von Abenteurern auf der ganzen Welt verbreitet, in jüngster Zeit nicht zuletzt durch die Verwendung digitaler Medien.

Wenn jeder Informationsträger ein wenig anpasst, interpretiert, weglässt, bleibt ein verfälschtes Ergebnis. Das kennen wir vom Spiel „stille Post“. Es kann heute der Großteil der bekannten Survival – Methoden als schlechte Kopie eines aus dem Kontext gerissenen Originals bezeichnet werden. So mancher Ureinwohner würde vermutlich schmunzeln, könnte er sehen, wie einfältig und kreativlos, ja fast schon Drill ähnlich seine Primitivtechniken im aktuellen Lebensumfeld praktiziert werden.

Der berühmte österreichische Wissenschaftler Paul Watzlawick brachte es mit seiner Aussage auf den Punkt:

„Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel.“

Die Survival Realität darf ruhig angezweifelt werden, wenn beim Flintknapping einer Pfeilspitze unkommentiert ein Obsidian aus dem Webshop und Werkzeug aus dem Baumarkt verwendet wird.

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Genauso fatal ist es, Feuerbohren zu lehren ohne die physikalische Grundlage des Feuerdreiecks zu vermitteln, von der sich Erfolg und Misserfolg verständlich ableiten lassen. Oder stundenlang an einer Schnur aus Installationsdichthanf (natürlich aus dem Fachhandel) für einen Feuerbogen zu basteln, ohne die Verwendung des eigenen Schuhbandes in Betracht zu ziehen.

Anders verglichen: Der Pessimist sieht den halbleeren Becher, der Optimist sieht den halbvollen Becher, der Realist sieht ein Behältnis gefüllt mit 50% Wasser und 50% Luft. Lieber Pessimist, Optimist und Realist, während ihr euch über eure Definitionen unterhaltet, trinke ich das Wasser und nehme den Becher mit. Beste Grüße, der Pragmatiker. Survival ist das rasche Erkennen und effiziente Nutzen von Gelegenheiten in der aktuellen Umgebung. In dieser ist Müll ein nicht zu leugnender Fakt. Dessen Nutzungsmöglichkeiten müssten daher Bestandteil moderner Survival-Ausbildung sein.

Trainerkompetenz

Natürlich sollen die angeführten Punkte nicht im leeren Raum stehen bleiben, ist deren Interpretation ja Ansichtssache.

Gute Survival-Trainer und Guides wissen um die Umstände der Veränderung und Anpassung, sie ziehen Selbstversuche einer standardisierten Ausbildung vor, verfolgen ihre eigenen kreativen Ideen und verwerfen diese selbstkritisch, wenn sie nicht effizient sind. Phineas Taylor Barnum sagte in einem bekannten Zitat: „Es hat noch nie jemand etwas verändert, in dem er so war wie Andere.“

Sie besitzen nicht nur die Leidenschaft, das Wissen und Können zu diesem Thema, sondern haben auch eine breitgefächerte Palette an Methodik und Didaktik ihre Fähigkeiten weiterzugeben.

Selbstdarstellung und Inszenierung sind hier fehl am Platz und gehören eher in einen Gemeindesaal füllenden Abenteuervortrag, als in eine Survival-Ausbildung.

Aussagen, Garantien und Prognosen wie “In diesem Kurs lernen Sie, wie Sie sich aus jeder Gefahr in Sicherheit bringen“ oder „Was Sie in den nächsten 10 Jahren an Gefahren zu erwarten haben“ trennen die Spreu vom Weizen. Ein Airbag im Auto verhindert schließlich auch keinen Unfall.

Auf Online – Trainings wird an dieser Stelle nicht eingegangen, sind sie ja ganz klar ein Widerspruch in sich.

Fazit

Schlussendlich lassen sich, abhängig von der eigenen Zielsetzung, vier wesentliche Arten der Survival – Ausbildung unterscheiden.

Standard Survival Kurs, die Siebentausendachthundertundneunundreißigste

Für Naturromantiker, Wohnzimmerabenteurer und Zivilisationsaussteiger genau das Richtige. Das Angebot ist groß, die Anwendbarkeit beschränkt, der persönliche Aufwand gering. Wer kurzfristig auf gewohnten Komfort verzichten kann, wird nicht nur mit tollen Erfahrungen belohnt, sondern auch mit jeder Menge Spaß und einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung.

Urbane Survival Ausbildung

Für Realisten. Das Angebot in Österreich ist sehr überschaubar. Zumindest gibt es Survival Trainer die erkannt haben, dass sich unser Umfeld und die Art von Überlebenssituationen geändert haben.

Die Ausbildungsqualität korreliert mit der Dauer, der Inhalt wird individuell entscheidend sein.

Alternative Kurse und Workshops im Selbstbausatz

Für Pragmatiker. Sinnvoll erscheinen Ausbildungen zur Bearbeitung von Werkstoffen wie Textilien, Kunststoff, Holz, Metall, Stein und Glas. Der Besuch einer offenen Werkstatt lohnt sich. Wer diese Fertigkeiten besitzt, benötigt nur mehr das entsprechende Werkzeug, das sich im Bedarfsfall dann selbst herstellen lassen sollte. Zur Verarbeitung der Ressource Müll bieten sich Recycling – und Upcycling – Workshops an.

Exkursionen zu Kläranlagen und Wasserspeicher geben tiefe Einblicke zum Thema Trinkwasser.

Kurse und Informationsveranstaltungen zu Lebensmittelverarbeitung, Konservierung, Kriminalprävention usw. runden das Thema inhaltlich ab.

Der Weg zum Survival Trainer

Wer bereits umfangreiches Fachwissen besitzt hat vermutlich auch schon über Nebenerwerbstätigkeit oder Selbständigkeit nachgedacht. Wenige Survival-Trainer bieten auch Ausbildungen zu eben solchen an. Verständlich, erzeugt man so die eigene Konkurrenz. Der Markt ist hart umkämpft.

Neben fundierten Survival-Skills ist für Survival-Trainer essentiell, die eigenen Inhalte und Anliegen auch gut vermitteln und für einen sicheren Rahmen sorgen zu können. Ebenfalls haben die rechtlichen Rahmenbedingung in Österreich eine Wichtigkeit, die nicht vergessen werden sollte.

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