Eunike Grahofer: "Gemeinsam zurück zu unseren Wurzeln"
Über Eunike Grahofer
Eunike Grahofer ist die Kräuterexpertin schlechthin. Sie hat bereits 10 Bücher über Wildkräuter verfasst, hält regelmäßig Vorträge und Seminare und leitet auch bei NEVEREST den Lehrgang zur/zum Dipl. Wildkräutertrainer*in. Ihr ist es ein besonderes Anliegen, dass das Vorwissen unserer Vorfahren nicht verloren geht.
Für uns hat sie ein wenig aus dem Nähkästchen geplaudert und verraten, was genau ihr bei dieser Wissensweitergabe so wichtig ist.
Hier findet ihr mehr Infos zu Eunike Grahofer und ihren Publikationen.
Transkript der Episode
Transkript der Episode
00:00:04
Intro: Die Lektion deines Lebens der Neverest Podcast heute mit Teresa Kreizinger.
00:00:13
Teresa Kreizinger: Ich freue mich, dass ihr heute alle wieder eingeschalten habt und wie ich finde, zu einem wirklich spannenden Thema. Und zwar geht es heute im Kräuter bzw. Wildkräuter und bei mir hab ich die Kräuterexpertin Eunike Grahofer. Hallo Eunike!
00:00:26
Eunike Grahofer: Hallo, schön, dass ich heute bei dir sein darf. Danke, dass ich heute bei euch sein darf.
00:00:31
Teresa Kreizinger: Du bist ja einer der bekanntesten Kräuter Buchautorin im deutschsprachigen Raum und hast schon zehn Bücher geschrieben. Und wenn man sich deine Bücher so anschaut, dann merkt man recht schnell, dass es da vor allem auch um das Wissen von früher geht, um das Vorwissen, um Was haben Oma und Opa gemacht? Was kann ich davon lernen? Warum ist dir das so wichtig?
00:00:51
Eunike Grahofer: Dieses Wissen ist ein Kulturgut von uns. Das ist etwas, was wir von unseren Vorfahren, was sich die aufgebaut haben, dass wir einfach nehmen brauchen und weiterverarbeiten können. Das ist etwas, was sich über Jahrtausende bewährt hat, was unseren Vorfahren immer geholfen hat. Und auf das brauchen wir nur zugreifen. Das ist ein Wissen, was wir vor jeder Haustür finden. Da brauchen wir nichts dazu.
00:01:11
Teresa Kreizinger: Und du hältst doch sehr viele Seminare, das heißt, wenn du sagst, du möchtest das bewahren und du möchtest dieses Wissen… Das ist einfach vor der Haustür… Das heißt, du möchtest das auch gerne weitergeben, nehme ich an..
00:01:21
Eunike Grahofer: Ja, auf jeden Fall. Das Wissen ist dazu da, dass es weitergetragen wird. Das ist unser Volksgut. Das ist unser Kulturgut. Und es wäre ewig schade, wenn es irgendwo verloren gehen würde.
00:01:32
Teresa Kreizinger: Du unterrichtest ja auch bei uns im Lehrgang zum diplomierten Wildkräutertrainer bzw. zur diplomierten Wildkräutertrainerin. Was ist da deine Mission?
00:01:41
Eunike Grahofer: Da ist es… Also es freut mich, in diesem Team mitarbeiten zu dürfen. Das ist ein das ist… Dieses Team ist so wie meine Lebensphilosophie. Es ist offen für alle. Es ist bodenständig. Es ist… da ist auch die Philosophie, das, was wir hier rundherum finden, im Jahreszyklus zu verarbeiten. Es wird alles dann verarbeitet, wenn es auch vorhanden ist. Wenn es die Natur uns gibt. Und dass auch dieses Naturjahr kennenzulernen. Das Naturjahr ist nicht immer ident mit dem Kalenderjahr, aber die Natur zeigt uns ihr Jahr in sich und sie liefert uns immer die Bestandteile, wenn wir sie am dringendsten brauchen. Wenn ich vielleicht kurz ein Beispiel erzählen darf es ist jetzt so Frühsommerbeginn, es kommen jetzt dann bald die Kirschen, die Kirschen haben Schlafhormone drinnen. Die haben einen Stoff drinnen, der unserem Schlafhormon sehr ähnelt. Die Kirschen sind immer zu einer Jahreszeit reif, wo die Tageslänge am längsten ist. Das heißt, mit langer Tageslänge produziert der Körper wenig Schlafhormon. Da sind wir aktiv, da sind wir leistungsfähig. Und zu dieser Zeit schenkt uns die Natur eine Frucht, die dieses Schlafhormon drinnen hat. Und über das Essen der Frucht wird uns ein Hormon zugeführt, was der Körper gerade nicht produziert. Und so können wir von allen.. für jede Pflanze, für jede Frucht, die wir finden, das auch mit dem menschlichen Körper in Parallele setzen. Und das finde ich einfach so spannend.
00:03:03
Teresa Kreizinger: Total. Das hab ich gar nicht gewusst. Und wenn man sich das so ansieht, gibt’s wirklich Unmengen an Kräutern und wie man so schön sagt. Es ist für jedes Kraut, also für jedes Wehwechen ein Kraut gewachsen. Was ist dein Lieblings Kraut oder gibts ein Kraut, wo du sagst, ohne dem kannst du einfach gar nicht.
00:03:21
Eunike Grahofer: Wir haben in den Familien so.. ich, ich sage jetzt mal Ahnenkräuter, ich erzähle ein Beispiel an meiner Oma. Dort wo sie gewachsen ist, ist ein Wacholder gewachsen. Also für mich ist es der Wacholder und als zweite Pflanze der Beifuß. Der Wacholder da ist es das mit diesem Duft.. Da rieche ich den Duft meiner Großmutter noch, die mir auch sehr viel beigebracht hat. Und immer, wenn wir zu ihr gekommen sind. Wir waren sechs Kinder früher. Meine Oma hatte zwei Kinder mit einem Altersunterschied von 20 Jahren. Das heißt, sie hatte zwei Einzelkinder. Und wenn dann meine Mama mit uns sechs Kindern gekommen ist, dann war natürlich Trubel und das war sie so nicht gewohnt. Und sie wusste, aber sehr viel um die Kräuter. Sie ist dann immer in diese wilde Böschung gegangen, hat sich vom Wacholder Zweige geholt mit den Beeren oben. Also Zapfen müsste man eigentliche botanisch richtig sagen und hat dies auf die Ofenplatte gelegt. Und da drinnen sind beruhigende ätherische Öle. Und wenn wir dann angekommen sind, meine Eltern mit uns sechs Kindern, dann hat da drinnen immer im Raum alles nach Wacholder geduftet und wir sind reingegangen und in dieser Überfreude “Hallo Oma”, haben wir ganz tief eingeatmet und haben wir mal diesen Wacholder Duft extrem abbekommen, der aber ein beruhigendes ätherisches Öl ist. Körperwärmend und Körperberuhigend. So wurden wir in unserem Überschwang aber mal ganz liebevoll sanft herunter geholt und das ist diese Verbindung. Wenn ich Wacholder wo riech, ist immer noch die Verbindung zu meiner Großmutter da.
00:04:48
Teresa Kreizinger: Das ist aber eine schöne Geschichte. Und wofür verwendest du den Wacholder? Weil man kann ja aus Wildkräutern von Naturkosmetik bis zu Liköre, Schnäpsen, zum Essen, Säfte oder ja, einfach wirklich fast alles machen. Wofür verwendest du denn den Wacholder?
00:05:06
Eunike Grahofer: Also den Wacholder verwende ich einerseits.. also ich hab das bei meiner Tochter dann auch gemacht. Ich habe also zu meiner Geburt hat meine Mama einen kleinen Wacholder von meiner Oma bekommen. Der ist zu meiner Geburt eingepflanzt worden. Und der ist mittlerweile fast so groß wie ich. Und ich fahre immer hin und schneide mir dort was runter. Und wenn ich jetzt am Herd was koche und ich schalt die Ofen Platte aus, dann lege ich auf die auskühlende Ofen Platte gern einen Stamm an Wacholder hin, um einfach diesen Duft und dieses Flair in den Raum zu bekommen. Die Beeren nehme ich sehr gerne als Gewürz. Wenn jetzt der Herbst und somit der September die Grippezeit losgeht, dann kaue ich immer wieder Wacholderbeeren, weil das den Mundraum desinfiziert. Jetzt, jetzt gerade auch aktuell. Wenn wir es so virale Themen haben in der Gesellschaft, dann bin ich auch die, die viel Wacholderbeeren kaut weil das den Luft also den Mundraum desinfiziert, die ganze Luft, alles was über den Mund in den Körper kommt wird einmal mit diesen ätherischen Ölen desinfiziert. Man kann trotzdem krank werden, kein Thema. Aber ich kann sehr viel schon abhalten und dann räuchere ich gerne damit und dann gebe ich ihn auch… ich ich zerstoße ihn und gebe ihn in Alkohol für so Körper Einschreibungen und in Salben gehört das sowieso dazu.
00:06:18
Teresa Kreizinger: Das ist, glaube ich auch für viele Zuhörerinnen und Zuhörer bei uns wirklich sehr spannend, weil du bist ja wirklich eine Kräuterexpertin, aber viele sind ja noch Amateure oder kennen sich auch wirklich fast gar nicht aus. Und drum interessiert es auch sicher viele, was so die drei Kräuter sind, wo du der Meinung bist, die sollte jeder haben, die sollte jeder vor der Haustür haben oder die sollte man zumindest kennen und erkennen.
00:06:39
Eunike Grahofer: Das ist eine der schwierigsten Fragen, die du mir gerade stellst. Mir hat das mal ein Bekannter so lieb gesagt. Wenn man seine 12 Fussballspieler kennen würde, dann wäre man ewig gesund. Jeder Körper funktioniert verschieden und jeder Mensch hat verschiedene 3, 4 Pflanzen, die einem wirklich helfen können. Für mich, weil sichs familiär oder durch körperliche Erfahrung.. bei mir ist es ganz klar der Wacholder, dieses ganz stark desinfizierende, dieses Körperwärmende, dann der Beifuß, dieses Muskelentspannende und dann ist es die Schafgarbe, die Schafgarbe, auch die Frauenpflanze wenn man so Frauenthemen in der Familie hat. Nur jeder Mensch funktioniert anders. Jeder Mensch hat genetisch bestimmt bestimmt andere Erkrankungen und hat auch aus seinem Leben durch das wie er halt lebt andere Erkrankungen und deshalb hat jeder andere Pflanzen und das macht es dann noch spannender, jemanden entdecken zu helfen. Was sind denn deine Pflanzen? Was sind deine Fussballspieler, die ich perfekt bedienen können? Die dir das Liefern was du brauchst.
00:07:44
Teresa Kreizinger: Das stimmt und lernt man das dann auch bei dir in der Ausbildung.
00:07:48
Eunike Grahofer: Das ist genau das Spezielle an dieser Ausbildung. Es gibt viele Kräuterschulungen, aber mir ist es ganz wichtig, diesen Jahreszyklus zu verstehen. Warum verwendet man was. Die Inhaltsstoffen von den Pflanzen. Was tun die am Körper? Es ist ja das eine etwas zu essen. Und wenn ich weiß, was es bei mir tut, dann kann ich, kann ich das so einsetzen, wie der Hippokrates gesagt hat. Die Nahrung sollte ein Heilmittel und Heilmittel sollten deine Nahrung sein und dann auch dieses Geschichtliche dazu. Mir ist es ganz wichtig, die Geschichten von den Menschen dazu zu kennen. Was haben wir für Erfahrungsberichte dazu? Wann wurde das verwendet? Die Feinheiten dazu, auf was haben Sie geschaut? Weil wenn sie ein Hollekoch gekocht haben haben, wurden immer 2-3 Zwetschgen als ganzes hineingegeben. Das kann man betrachten als: Ok, damit das gut schmeckt oder ich kann es aus einer anderen Zeit beleuchten. Die hatten damals keine Uhr. Das heißt, die Zwetschge wurde hineingegeben. So lang, wenn die Zeit vergangen ist, wenn die Zwetschge sich zerkocht hat, ist genug Zeit vergangen, dass die Blausäure weg war. Sie haben gewusst, dass Hollerkoch ist jetzt genießbar, es ist jetzt nicht mehr bedenklich und so kann man Rezepte anders hinterfragen und auch das ist mir wichtig, dieses Verstehen, die Hintergründe zu erklären.
00:09:00
Teresa Kreizinger: Dankeschön! Und jetzt wo alles so grünt. Langsam, jetzt, wo der Sommer endlich vor der Tür steht. Welche Kräuter sind da jetzt gerade im Kommen? Welche Kräuter gibt’s gerade momentan? Ich meine, es wird sicher ziemlich viele geben, aber vielleicht kannst du da auch ein paar aufzählen für unsere Hörerinnen und Hörer.
00:09:17
Eunike Grahofer: Wenn wir jetzt in der Natur schauen, da gibt’s diese vom Jahreszyklus, so diesen Spruch. Wenn der Weißdorn verblüht, sind die Hollerblüten zum Pflücken. Und wir haben genau diese Gratwanderung jetzt, der Weißdorn ist schon am abblühen und beim Holler merkt man, die Hollerblüten gehen schon los. Es war ja nicht so, dass man früh die Zeit hatte, dass man immer hinaus gegangen ist, wann ist jetzt was? Sondern man hat Naturbeobachtung angestellt. Man hat das Schöllkraut Schwalbenkraut genannt. Wenn im Frühling die Schwalben wieder fliegen, dann ist die Zeit gekommen, dass man das Schöllkraut schon findet. Wenn man sieht, dass der Weißdorn verblüht, dann ist jetzt die Zeit, wo man rausgeht, die Hollerblüten erntet. Und das haben wir jetzt so grad, dass die Hollerblüten kommen, nach den Hollerblüten kommen die Lindenblüten und dann kommen die Rosenblüten.
00:10:05
Teresa Kreizinger: Und wenn du jetzt zurück schaust, weil du hast ja schon wirklich ziemlich viel erlebt, hast schon viele Bücher geschrieben, wahrscheinlich schon sehr viele Vorträge gehalten. Was war so da zusammenfassend die Lektion deines Lebens oder was ist die Lektion deines Lebens?
00:10:19
Eunike Grahofer: Die Lektion meines Lebens ist das Bewusstsein, dass ein Leben nie ausreicht, das alles auch nur irgendwie ansatzweise entdecken zu können. Und deshalb ist es für mich auch wichtig. Und das war auch ein Grund war, warum der Lehrgang für mich so wichtig ist, dass wir viele Personen brauchen, um das Wissen zu erhalten, um das zu dokumentieren, um das zu hinterfragen und einfach diesen Erfahrungswissenstand zu halten. Wir haben in Mitteleuropa über 400 000 verschiedene Pflanzen. Das kann einer alleine nie verstehen. Das kann man alleine nie entdecken. Das funktioniert nicht, dazu braucht es viele. Und deshalb ist auch wichtig, dass wir uns wieder darauf zurückbesinnen, um auch dieses Kulturgut zu halten. Etwas, das immer weitergegeben wurde und halt durch die letzten Jahre in Vergessenheit geraten ist und den Generationswechsel nicht mitgegeben wurde. Dass wir da wieder einhacken und das wieder mitgeben.
00:11:16
Teresa Kreizinger: Ich glaube, da war, was ich hier für viele sehr, sehr viel Spannendes dabei und auch sehr viel Neues, auch für mich. Und wer mehr von dir bzw. mehr von den Wildkräutern erfahren will, der kann sich auf jeden Fall auch auf unserer Homepage ein bisschen schlau machen. Und dann sich vielleicht zu dem Lehrgang zum diplomierten Wildkräutertrainer bzw. zur diplomierten Wildkräutertrainerin anmelden. Liebe Eunike, es hat mich wirklich sehr gefreut, dass ich dich heute hier haben dürfte und dass ich so viel von dir lernen durfte. Und vielleicht hören wir uns ja mal wieder!
00:11:43
Eunike Grahofer: Sehr gerne.
00:11:49
Outro: Weiterlernen mit Neverest schaut gerne auch auf unserer Homepage www.neverest.at
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