Markus Koblmüller: "Es braucht eine gewisse Naivität, um Probleme zu lösen "
Über Markus Koblmüller
Markus Koblmüller ist Co-Founder und CEO von Teamecho, einem Online-Stimmungsbarometer für Teams. Bereits während des Studiums hat er seine ersten Unternehmen gegründet, bis er 2015 gemeinsam mit seinem Freund David Schellander Teamecho gründete. Im Podcast erzählt er, wie aus der Idee, „das Mitarbeiterfeedback zu revolutionieren“, ein heute 30-köpfiges Unternehmen wurde und warum eine gewissen Naivität dabei von Vorteil war.
Transkript der Episode
Intro: Die Lektion deines Lebens. Der NEVEREST Podcast, heute mit Lisa-Marie Linhart.
Lisa-Marie Linhart: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge “Die Lektion deines Lebens”, heute mit Markus Koblmüller. Markus ist Co-Founder und CEO von TeamEcho, einem Mitarbeiter Feedback Tool. Hallo, Markus!
Markus Koblmüller: Hallo Lisa!
Lisa-Marie Linhart: Schön, dass ich heute bei dir sein darf. Einmal ganz was anderes: Wir sitzen bei euch im Büro in Linz und genießen gerade die weniger schöne Aussicht, weil es unglaublich regnet.
Markus Koblmüller: Danke für die Einladung in deinen Podcast.
Lisa-Marie Linhart: Ja, mich freut es, dass wir uns die Zeit für einander nehmen können und heute sicher ein ganz spannendes Gespräch führen über deine Lektion deines bisherigen Lebens. Vielleicht erklären wir aber ganz zu Beginn einmal, was TeamEcho eigentlich ist, also wenn du magst.
Markus Koblmüller: Sehr gerne, ja. Team Echo ist im Prinzip ein Stimmungsbarometer für Unternehmen, mit dem wir Führungskräften ein Werkzeug geben, mit dem sie zu jedem Zeitpunkt wissen, wie es ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf anonymer Basis gerade so geht, um einfach Veränderungen, vor allem aber aufkommende Probleme in Mitarbeiterzufriedenheit, Betriebsklima, Unternehmenskultur frühzeitig erkennen und gemeinsam mit ihrem Team dann auch lösen zu können.
Lisa-Marie Linhart: Das ist ziemlich coole Sache, muss ich sagen. Ich hab’s schon verwendet als Mitarbeiterin in einem Unternehmen, und ich habe das immer sehr cool gefunden, einen direkten Kanal zu haben, um einfach schnell Feedback geben zu können zu bestimmten Themen. Ja, sehr angenehm. Ich würde sagen, wir starten gleich mitten ins Thema und zur Lektion deines Lebens, weil die hat ja ein bisschen etwas zu tun mit deiner Gründergeschichte.
Markus Koblmüller: Genau.
Lisa-Marie Linhart: Du bist ein sehr junger Gründer. Du hast schon sehr früh zu gründen begonnen, und du hast mir im Vorfall jetzt erzählt, was die Lektion deines bisherigen Lebens oder die wichtigste Lektion für dich so war. Und darum hätte ich gesagt, verraten wir das jetzt auch gleich unseren Hörerinnen und Hörern: Was war für dich die wichtigste Lektion deines bisherigen Lebens?
Markus Koblmüller: Sehr gerne, ja, genau. Ich bin schon relativ lang mittlerweile in der Gründerszene aktiv. Das ganze hat 2010 mit der Gründung meines ersten Unternehmens gestartet. Das war ein Online Lektorat für Hochschul-Abschlussarbeiten. Und ich habe dann noch zwei andere Dinge probiert, bis ich dann schlussendlich eben zum Thema Stimmungsmessung in Organisationen als Alternative eben zur traditionellen Mitarbeiterbefragung gekommen bin. Und was ich da jetzt rückblickend eigentlich so als meine wichtigste Lektion, die ich gelernt habe, euch verraten würde, das wäre, dass man einfach eine gewisse Naivität braucht, wenn man Probleme lösen möchte, vor allem größere Probleme. Ich würde das gerne ein bisschen genauer erklären, was ich darunter verstehe. Es ist so: Wie wir eben zum Beispiel jetzt mit TeamEcho gestartet haben, ist die Idee eigentlich so entstanden, dass wir eben in allen Organisationen, mit denen wir in der Vergangenheit zu tun gehabt haben, festgestellt haben, dass es Kommunikationsprobleme in der Organisation meistens zwischen Führungskräften auf der einen Seite und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf der anderen Seite gibt, die sich dann häufig so äußern, dass jetzt eine Führungskraft jemanden aus der Belegschaft fragt, wie es der Person so geht, und die Person macht dann: “*Daumen hoch* Danke, alles gut!” Ja, und das ist aber oftmals eben nicht das, was sich, die Person wirklich denkt, sondern es ist einfach extrem schwierig, ehrliches Feedback im persönlichen Gespräch zu bekommen. Und da hat es eben, bis wir mit TeamEcho gestartet haben, im Prinzip nur die klassische Mitarbeiterbefragung gegeben, um anonym und ehrlich Feedback abzugreifen. Und wir waren aber der Meinung, die klassische Mitarbeiterbefragung, die wir jetzt alle zwei Jahre durchführt, die ist einfach nicht mehr zeitgemäß in einer Welt, wo sich Dinge extrem schnell verändern. Wir sehen es eh in den letzten Jahren auch. Da macht es nicht mehr Sinn, alle zwei Jahre mit großem Aufwand, womöglich auch noch auf Papier, eine lange Befragung durchzuführen, wo man weiß; je mehr Fragen und je weiter man im Fragebogen nach hinten kommt, desto schlechter wird die Antwortqualität. Und wenn dann die Ergebnisse vorliegen, hat man nur einen kleinen punktuellen Einblick, und bis man Maßnahmen abgeleitet hat, ist es dann so, dass sich die Dinge eigentlich alle schon wieder verändert haben und das Ganze nicht mehr aktuell ist. Und deswegen waren wir der Meinung; da müssten wir doch jetzt ein Tool entwickeln können, mit dem man einfach und kontinuierlich diese Befindlichkeiten in der Organisation messen, analysieren und idealerweise auch verbessern kann. Und wir haben aber sonst überhaupt nichts zuvor mit dem Thema HR oder Leadership zu tun gehabt. Das heißt, wir sind da einfach – und jetzt bin ich wieder beim Begriff Naivität – wir sind da ganz naiv an dieses Thema herangegangen und haben uns gedacht: “Ja, wir könnten dieses Thema Mitarbeiterfeedback revolutionieren, und wir würden da schon eine bessere Lösung entwickeln.” Und wenn wir dann aber eben mit Branchen-Expertinnen und Experten spricht, dann stößt man da natürlich oftmals auf Widerstand. Weil die wissen natürlich viel genauer, wo da dann trotzdem die Stolpersteine sein könnten. Wenn man dann vielleicht eine ausführliche Marktrecherche im Internet über die ganze Welt macht, dann wird man Tools finden, die wahrscheinlich irgendwo – sei es in Australien, in Kanada – tatsächlich haben wir dann im Nachhinein, nachdem wir gegründet haben, diese Tools gefunden. Da hat es schon überall solche Ansätze für so Stimmungsbarometer gegeben, nur bei uns hat es halt keiner gekannt. Ja, und wenn wir diese Recherche schon früh gemacht hätten, dann hätten wir wahrscheinlich festgestellt: “Okay, einerseits ist das Thema schon von jemanden bearbeitet worden. Warum sollten wir da jetzt überhaupt nur Chance haben? Wenn wir da vielleicht ein, zwei, drei Jahre später dran sind mit dieser Idee, warum könnten wir dann überhaupt noch eine Chance haben, da ein Tool zu entwickeln, das einmal besser wird als diese Tools zum Beispiel. Das ist auf der einen Seite eben das Thema, und andererseits, wenn man Branchenwissen hat, dann wird es auch viele Aspekte geben, wo man sich denkt; wegen dem – weil zum Beispiel HRler vielleicht eher traditioneller sind oder ähnliche Dinge – da wird es viele Themen geben, warum das nicht funktionieren kann. Und wenn man das aber nicht weiß, dann denkt man da nicht daran, und dann probiert man einfach. Und man sieht es ja bei unserem Tool. Wir haben auch im Vorfeld immer wieder, wie wir die Idee einfach nur gepitcht haben, eben von Leuten, die aus dem HR-Umfeld gekommen sind, auch gehört: Ja, sie können sich das nicht vorstellen, dass es da alle zwei Wochen eine Befragung gibt, zum Beispiel. Wie soll das funktionieren? Wer kann mit diesem Feedback arbeiten? Und tatsächlich funktioniert es jetzt aber. Ja, das heißt, es braucht einfach so diese eine Person, die nicht gewusst hat, dass das nicht funktioniert, uns es dann gemacht hat, und dann ist es doch gegangen. Und diese Naivität, ich glaube, die müssen wir uns einfach alle behalten und oftmals nicht diesen Information-Overload generieren, den wir übers Internet einfach zu leicht kriegt, weil sonst traut man sich einfach nicht, neue Dinge zu probieren. Das ist so die Lektion, wo ich mir denke, das würde ich beim nächsten Mal, wenn ich wieder einmal etwas neues Gründe explizit mitbedenken: Nicht zu viele Infos vorab einholen, weil das bringt dir nur Gründe, warum du es jetzt nicht mehr machen solltest.
Lisa-Marie Linhart: Also, man braucht so eine gewisse Unbefangenheit und eben Naivität. Also für neue Ideen und damit sie dann auch in die Umsetzung kommen. Ich habe jetzt gerade das Bild gehabt von der Hummel, die ja fliegen kann, obwohl sie es eigentlich theoretisch gar nicht können dürfte, und sie kann es aber trotzdem.
Markus Koblmüller: Genau ja, könnte man auch so beschreiben.
Lisa-Marie Linhart: Ja, vielleicht könnte sie es auch nicht mehr, wenn sie es einmal googelt: Wie geht fliegen, und was brauch man für Voraussetzungen, um fliegen zu können? Dann würde sie nämlich feststellen, dass sie die gar nicht hat. Super cool! Gehen wir vielleicht ganz kurz zurück nochmal zu eurem Grundgedanken, TeamEcho zu gründen. Ich finde das nämlich super interessant, dass du sagst: Eigentlich war da nur die Idee; wir revolutionieren das Mitarbeiter Feedback, und das hat quasi gereicht, schon als Anstoß, dann noch wirklich ein Unternehmen zu gründen.
Markus Koblmüller: Genau, aber man muss dazu sagen, ich habe davor eben auch ein paar andere Dinge probiert. Die waren jetzt zwar nicht so erfolgreich, wie ich mir das selbst erwartet hätte, aber auch das ist natürlich eine Lektion, die man aber immer wieder hört: Einfach probieren. Entweder man wieder erfolgreich damit oder man lernt daraus. Das wäre wahrscheinlich die zweite Lektion gewesen, wenn du mich gebeten hättest, mehrere Lektionen mit dir zu teilen, dann wäre das wahrscheinlich die zweite gewesen, ja.
Lisa-Marie Linhart: Mhm, wie ist es dann tatsächlich dazu gekommen, dass ihr gesagt habt: Wir trauen uns eben jetzt, das TeamEcho zu gründen? Weil, also ich stelle mir jetzt vor – vielleicht denke ich schon wieder zu viel, was ich ja nicht machen dürfte – so alleine die Idee: wir revolutionieren das, das würde ihr mir nicht reichen. Und euch war das aber genug; ihr habt gesagt: Wir machen das. – Und dann habt ihr das gemacht.
Markus Koblmüller: Ja, ich meine, es war schon so, dass wir natürlich von der ein oder anderen Führungskraft da auch die Info gekriegt haben, dass sie das schon spannend finden. Doch ja. Also, wenn da jetzt gar kein positives Feedback gekommen wäre, dann hättem wir es sicherlich auch bleiben lassen. Wir sind ja auch nach der Lean Startup Methodologie vorgegangen “Build, Measure, Learn”, und Build war in dem Fall am Anfang eben einmal diese Idee auszuformulieren in Form eines Pitch Tags üblicherweise, wo man in einer kurzen Präsentation einfach das Problem und den eigenen Lösungsansatz dasteht, und mit dem geht man gleich einmal raus und holt sich einmal Feedback ein. Und da hat es schon natürlich Führungskräfte gegeben, die gesagt haben: “Nah, das würde schon Sinn machen.” Ja, natürlich hat es auf der anderen Seite auch Zweifler geben, von denen ich eben vorher gesprochen habe. Das war aber weniger aus dem Führungskräftebereich, sondern eher eigentlich aus dem HR-Umfeld, glaube ich. Ja, genau. Also, das heißt, unser Tool hilft ja einerseits HR-Managerinnen und Managern, diesen Überblick über das Unternehmen zu halten, die sich auch oftmals auch explizit um Organisationsentwicklung und Kulturthemen kümmern, und auf der anderen Seite aber eben auch Führungskräften, mit ihrem Team jeweils mit diesem Feedback zu arbeiten. Und das Feedback war am Anfang eben gemischt. Aber wir haben auch positives Feedback gekriegt, und das war dann doch auch der Grund, diese Idee weiter zu verfolgen. Und weil wir ja trotzdem als Founder auch das kennt, dass es auch immer Zweifler und auch negative Rückmeldungen zu den Themen gibt. Die muss man natürlich auch irgendwie ernst nehmen, auch mitbedenken. Man kann sich da überlegen: Ist der Einwand gerechtfertigt oder nicht? Wie gehen wir damit um? Aber ich glaube, man braucht trotzdem -da komme ich eben wieder zurück zum Thema – trotzdem auch diese Naivität: Ich probiere das jetzt einfach! Ich habe nie eine 100 prozentige Sicherheit, wenn ich ein Unternehmen gründe. Das ist egal, ob das jetzt eine vollkommen neue Idee ist oder ob das eine Idee ist, die es schon gibt. Weil wenn es eine neue Idee ist, weiß ich nicht, ob es funktioniert. Wenn es eine Idee ist, die es schon gibt, weiß ich auch nicht, ob es funktioniert, weil ich halt der Zweite, Dritte, Vierte, Fünfte bin, der das gleiche macht. Und darum muss man da einfach auch ein bisschen pokern, darauf wetten, dass es funktioniert, und kontinuierlich mit dem Feedback, das man kriegt, sein eigenes Tool verbessern.
Lisa-Marie Linhart: Hast du eine Poker-Mentalität?
Markus Koblmüller: Ähm, das ist eine gute Frage. Ja, würde ich in dem Fall, jetzt, auf neue Ideen umsetzen, kann man das durchaus so sagen. Ja.
Lisa-Marie Linhart: Ich frage deswegen, weil ich mir gedacht habe, damit man etwas als Lektion bezeichnen kann, muss es doch auch Situationen gegeben haben, wo das eben zu tragen gekommen ist. Also so Situationen, wo du vielleicht etwas zu sehr zerdacht hast und es ist dann nicht entstanden oder nicht in die Umsetzung gekommen. Hat es das auch geben?
Markus Koblmüller: Bei der Umsetzung von so neuen Ideen, so wenn wir jetzt im Startup-Umfeld bleiben, da hat es das, glaube ich, nicht wirklich gegeben. Da ist es meistens an etwas anderem gescheitert. Also, da ist es entweder daran gescheitert, dass das Team, mit dem ich eine Idee entwickelt hätte, dass mit dem dann irgendwie doch nicht so funktioniert hat, weil nicht überall, also von jedem das Commitment so da war, das weiterzuverfolgen. Oder ja, vielleicht ist es doch so. Also, wenn ich jetzt näher darüber nachdenke, hat es sicherlich auch Ideen gegeben, die im ersten Moment toll gewirkt haben, aber wo ich mich dann selber von meiner Recherche abbringen hab lassen. Ja, doch, das hat es schon auch gegeben, ja.
Lisa-Marie Linhart: Aber jetzt bezogen auf TeamEcho hast du diese Lektion deswegen gewählt, weil euch diese Naivität am Anfang eben geholfen hat, den Stein ins Rollen zu bringen.
Markus Koblmüller: Sicherlich, genau die hätte uns sicherlich geholfen. Also, wir haben alle unsere Konkurrenten. Wir haben geglaubt, unsere Konkurrenz ist die klassische Mitarbeiterbefragung, und das ist sie auch nach wie vor. Aber international gibt’s hunderte Mitarbeiter:innen Feedbacktools, und wenn wir die vorher alle gefunden hätten – Wir haben mittlerweile ein Dokument, wo wir jeden einzelnen Konkurrenten, den wir finden, und wir machen das jetzt doch schon Jahre. Diese Liste hat, ich glaube, 130 Tools drinnen oder so, die alle irgendwas im Bereich Mitarbeiter-Feedback, Employee-Engagement, Mitarbeiterbindung, so in die Richtung machen. Ähm, und wenn wir die alle gekannt und gefunden hätten vorab, dann hätten wir TeamEcho sicherlich nicht gestartet.
Lisa-Marie Linhart: Mhm.
Markus Koblmüller: Genau, und wir haben einfach diese Naivität gehabt. Wir haben gesagt; Ja, was setzen die Unternehmen ein? Die führen entweder Mitarbeitergespräche, wo sie keine ehrliche Rückmeldung kriegen, oder sie setzen eine klassische Mitarbeiterbefragung ein. Ich habe selbst in einem Unternehmen gearbeitet, wo wir alle zehn Jahre Mitarbeiterbefragungen gehabt haben, und ich hab mir einfach gedacht; so wie die Welt bei uns, da zumindest in Oberösterreich ist, brauchen wir da einfach eine neue Form des Feedbacks. Und ohne da jetzt allzu viel zu recherchieren, haben wir einfach eine Idee, einen Lösungsansatz entwickelt und damit ein Unternehmen gegründet, und diese Idee weiter verfolgt. Und wir sind mittlerweile ein Unternehmen mit 30 Personen, haben weit über 100 Kunden, die TeamEcho einsetzen und denen wir mit unserem Tool auch helfen können. Und das ist für mich einfach die Validierung, dass das Ganze funktioniert. Und, ja, die Odds wären für uns wahrscheinlich am Anfang gegen uns gestanden, wenn wir genauer recherchiert hätten, ja.
Lisa-Marie Linhart: Super spannend. Ertappst du dich manchmal dabei, trotzdem Dinge zu zerdenken, zu viel zu recherchieren.
Markus Koblmüller: Ja, das ist sicherlich eine Eigenschaft von mir. Ich bin eher ein rationaler Typ. Ich mache mir da schon viele Gedanken dazu. Ich ertappe mich dabei, ja, aber ich muss mich dann auch immer wieder selbst an der Nase reißen und mir denken; Ja, so viel Infos braucht es gar nicht. Jetzt machen wir einfach einmal. Jetzt probieren wir es einfach. Und man weiß, wie vorhin gesagt, man weiß es einfach oft nicht, ob es funktioniert oder nicht. Man weiß es erst dann, wenn man es probiert hat. Und deswegen einfach einmal probieren!
Lisa-Marie Linhart: Finde ich schön. Da denke ich jetzt gerade an das, was ein Lehrer von mir einmal gesagt hat. Ich glaube, es war ein Physikprofessor oder war es der Chemieprofessor? Ich weiß es nicht mehr. Jedenfalls hat er gesagt: “Die Statistik ist für den Einzelnen immer irrelevant.” und das, glaube ich, trifft da jetzt auch zu.
Markus Koblmüller: Ja, genau!
Lisa-Marie Linhart: Super schön. Gut, dann fasse ich zusammen. Deine Lektion ist: naiv bleiben! Obwohl das jetzt in einem Weiterbildungs Podcast vielleicht nicht so ganz das richtige ist. Aber wir wissen, was du meinst: Nicht zu viel darüber nachdenken, welche Probleme, welche Widerstände denn da sein könnten. Einfach auf das eigene Gefühl auch hören und auf die Intuition . Und wenn man eine Idee hat, die man umsetzen möchte, einfach einmal ausprobieren.
Markus Koblmüller: Genau. Ja, schon Validated Learning verwenden, die Idee schon validieren, aber sich nicht zu sehr auf die Kritikerinnen und Kritiker konzentrieren.
Lisa-Marie Linhart: Mhm, ich glaube, das hat auch etwas mit einer gewissen Fehlerkultur zu tun. Also wie bereit ist man, Fehler zu machen?
Markus Koblmüller: Genau!
Lisa-Marie Linhart: Ja.
Markus Koblmüller: Sicher, das kann man so auch sagen. Wenn man viele Dinge probiert und experimentierfreudig ist, dann wird auch immer wieder etwas dabei sein, was nicht funktioniert, und das muss man auch positiv annehmen können, weil man daraus natürlich dann gelernt hat. Man hat einen weiteren Weg gefunden, wie es nicht funktioniert.
Lisa-Marie Linhart: Ich finde ja sowieso immer, Fehler sind relativ, weil meistens war ja das, was man gemacht hat, zu dem Zeitpunkt, wo man es gemacht hat, das Richtige, und im Nachhinein hat man halt dann Lernerfahrungen gesammelt und kommt drauf: Naja, jetzt würde ich es vielleicht anders machen.
Markus Koblmüller: Genau, man ist einen Schritt näher an der Lösung, wenn man wieder ein Ding ausschließen kann, wie es nicht geht, aber trotzdem zum Nächsten übergehen kann, was man probieren kann. Ja!
Lisa-Marie Linhart: Ja, ich würde sagen, lieber Markus, dann kommen wir schon langsam zum Ende unserer Folge,. Und wie du weißt, machen wir immer am Schluss einen Wordrap mit unseren Teilnehmern. Das System ist bekannt. Ich starte einen Satz, und du beendest ihn so spontan wie irgendwie möglich.
Markus Koblmüller: So machen wir es.
Lisa-Marie Linhart: Genau. Ein weiser Mensch ist für mich… ?
Markus Koblmüller: Ein weiser Mensch ist für mich jemand, der vernünftig an eine Sache herangeht, der sich beide Seiten einer Medaille anschaut und am Ende aus These und Antithese, ganz nach Hegel, eine Synthese bildet und nicht gleich eine Seite gleich verteufelt und sagt; das kann so nicht gehen.
Lisa-Marie Linhart: Der Mensch, der mich am meisten geprägt hat, war… ?
Markus Koblmüller: Das waren sicherlich meine Eltern, weil sie mich immer in meiner Kreativität, in meinem Tatendrang, in meinem unternehmerischen Interesse unterstützt und gefördert haben.
Lisa-Marie Linhart: Das ist sehr schön. In der Schule war ich… ?
Markus Koblmüller: In der Schule war ich eher an extra-kurrikularen Aktivitäten interessiert und eher weniger im Unterricht. Das heißt, ich habe in der Schule eine Schülerzeitung gegründet, habe auch eine Schulband gegründet, und ich war in der Schülervertretung aktiv. Der Unterricht hat mir da oftmals so von den Themen her gerade nicht 100 prozentig reingepasst. Obwohl ich ein Mensch bin, der sich für sehr vieles interessiert, habe ich mir mehr dann selbst in Nachhinein über Wikipedia und ähnliches beigebracht, als ich eigentlich im Unterricht gelernt habe.
Lisa-Marie Linhart: Mhm, also ein Gründer, schon damals, schon seit Schulzeiten.
Markus Koblmüller: Das stimmt, ja.
Lisa-Marie Linhart: Super. Die nutzloseste Information oder das nutzloseste Wissen in meinem Kopf ist… ?
Markus Koblmüller: Ich habe mir gerade eingebildet, oder schon seit längerem eigentlich eingebildet, dass ich die arabischen Schriftzeichen lesen können muss, und zwar deshalb, weil ich in der Schule schon in der fünften Klasse Altgriechisch gehabt habe, und da lernt man die griechischen Schriftzeichen zu lesen. Dann habe ich mir gleich danach auch die kyrillischen angeschaut. Und das sind beide Schriftzeichen, die man sehr schnell sich beibringen kann, weil sie auch gewisse Ähnlichkeit zu den lateinischen Schriftzeichen hat, die wir im Deutschen verwenden. Und da wollte ich als Nächstes dann immer die arabischen lesen lernen. Ich habe das zwei Mal eben auch so mit dem ganzen Set an arabischen Buchstaben in allen Variationen, weil da gibt es immer vier Varianten von jedem Buchstaben, versucht beizubringen, und ich bin zwei Mal gescheitert, und das habe ich jetzt gerade aber mit Duolingo geschafft. Da habe ich mir so eine 100 Tage Challenge vorgenommen, und ich kann es jetzt einigermaßen lesen, aber es macht wahrscheinlich nicht wahnsinnig viel Sinn.
Lisa-Marie Linhart: Das macht überhaupt nichts. Das erinnert mich an mein nutzlosestes Wissen, weil es auch mit Altgriechisch zu tun hat.
Markus Koblmüller: Ja? Bin ich gespannt.
Lisa-Marie Linhart: Vielleicht mache ich einmal bei der Millionenshow mit und dann ist es die Millionenfrage, und ich werde reich, womöglich.
Markus Koblmüller: Ah ja, an das habe ich noch gar nicht gedacht.
Lisa-Marie Linhart: Ich weiß, dass Hyperbaton die Ballspielhalle ist, ja.
Markus Koblmüller: Sehr gut, ja. Hahah.
Lisa-Marie Linhart: Genau. Hahah. Und der letzte Punkt in unserem Wordrap: Meinem 14-jährigen-Ich würde ich raten… ?
Markus Koblmüller: Dem würde ich raten, ein bisschen später, und zwar wenn die Uni anfangt oder wahrscheinlich auch schon in der Schulzeit, mehr Wert auf das Sozialleben zu legen. Ich habe dann gleich nach der Schule mehrere Studien begonnen und habe begonnen zu arbeiten, und ich habe im Prinzip nichts anderes gemacht, als zu studieren und zu arbeiten. Auch dann meine eigenen Startup Projekte relativ bald begonnen. Aber ich war nie auf einem Mensafest oder ähnlichem, und habe das dann erst danach gemacht, tatsächlich. Ab 25 habe ich damit begonnen, und das würde ich tatsächlich jetzt früher starten, weil das auch viele Vorteile hat: Netzwerken, man lern Leute kennen, mit denen man später eben zum Beispiel ein Startup gründen kann. Genauso lernt man aber natürlich auch gewisse soziale Kompetenzen im Umgang mit anderen, die man sonst vielleicht so vor einem Buch oder hinter einem Laptop in der Form nicht lernt.
Lisa-Marie Linhart: Okay, super. Also: Geh raus unter Leute und mach ein bisschen Party!
Markus Koblmüller: Genau, das wäre mein Tipp an mein 14-jähriges-Ich.
Lisa-Marie Linhart: Super, dankeschön!
Markus Koblmüller: Danke für die Einladung.
Outro: Was war deine wichtigste Lektion? Schreib uns an dldl@neverest.at !